Otl Aicher als Thema einer Podiumsdiskussion

Eva Moser kommt nicht aus einem Ulmer Umkreis. Sie fand ein Porträt im Ulmer Museum von Aicher so interessant, dass daraus eine kritische Biografie wurde. Nun stellt sie freilich viele Widersprüche im Wirken und im Leben Aichers fest und diese Distanz sorgt für Klarheit, wobei immer das große und wichtige Lebenswerk Aichers betont wird.

Der Architekt Uwe Kiessler, ein Ulmer, betonte, dass diese Biografie ein wunderbares Buch sei, monierte aber zunächst fast lehrerhaft zwei vermeintliche Fehler. Moser kommentierte das damit, dass ihre Ironie wohl nicht deutlich rüber gekommen wäre. Kiessler erzählte auch von seiner Zusammenarbeit mit Aicher und mancher Dogmatik. So durfte ein Fahrstuhl bei der Bayerischen Rück natürlich nicht gelb sein. Kiessler behauptete sogar, dass das Design von Apple »ulmerisch« wäre.
Vossenkuhl fragte nach den Schattenseiten Aichers. Eva Moser meinte, dass sie am Schluss ihrer Arbeit nicht alles anders gesehen hätte: Aicher, der Selfmademan der Nachkriegszeit, die kämpfende Person, der Aufsteiger, der nicht nur positiv zu sehen sei. Kiessler erwähnte den Widerspruch in Aicher Persönlichkeit. Einerseits Autogegner, andererseits der Motorrad- und Autonarr. Der Konflikt zwischen Bill und Aicher musste natürlich angesprochen werden, wobei es um die Gegensätze zwischen Kunst und angewandter Gestaltung ging. Kiessler sieht Aicher als »eingefleischten« Allgäuer Schwaben. Eva Moser betonte, dass Aicher keine internationale Verbindung brauchte. Er hatte lauter deutsche Auftraggeber. Andere Gestalter hat er ignoriert.
Knapp und auf das Wesentliche bezogen stellte die Autorin Eva Moser die Biografie Otl Aichers vor. Sechs Jahre Arbeit stehen dahinter, und sie berichtete wohltuend kritisch.
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