typographische
zitate
The bridge between the amateur designer and the profes­sional designer is typo­graphy mastery.
Rachel Elnar

Typographische
Gesellschaft
München e. V.

Goethe­straße 28 Rgb.
80336 München

info@tgm-online.de
089.7 14 73 33

Buchbesprechung

Verlorene Illusionen: HfG Ulm

Rudolf Paulus Gorbach
4. August 2018
Die Hoch­schule für Gestaltung war bereits zu ihrer Zeit ein Mythos und ist es bis heute geblieben. Sie hatte einen besonderen Ruf und es schwang immer mit, sie sei eine Nach­fol­gerin­sti­tution von Bauhaus. Christiane Wachsmann schildert die Geschichte der Ulmer Schule.

Nach 1945 suchte man dringend die Antworten auf die Frage »Wie sollen wir leben?«. Die ameri­ka­nische Besat­zungsmacht unter­stützte diese Bemü­hungen. Die HFG ist aus der legendären Ulmer Volks­hoch­schule entstanden. Es sollte zuerst eine politisch ambi­tio­nierte Hoch­schule werden. Sie entwi­ckelte sich aber schnell in die Richtung Gestaltung. Sie sollte nach wissen­schaft­lichen Gesichts­punkten erforscht und realisiert werden.

Da waren Max Bill, der das schöne Gebäude planen und bauen durfte, Inge Aicher Scholl, Otl Aicher, Max Bense, Tomás Maldonado, Friedrich Vordemberge-Gildewart, Hans Gugelot. Die hoch ange­sehenen Akteure, die sehr schnell völlig zerstritten waren. Der Unterricht an der HFG startete am 1. August 1953, mit einer sehr kleinen Gruppe Studie­render. 1968 war dann alles vorbei. Die ganze Geschichte liest sich ziemlich nieder­schmetternd.

Dabei gab es trotz aller Streit­punkte so viele gute Ansätze und nach­weisbare Erfolge wie die Gestaltung der Braun-Geräte, das Erschei­nungsbild der Lufthansa oder später die gesamte visuelle Gestaltung der Olym­pischen Spiele 1972.

Leider ist die Gestaltung des Buches weder von Ulm, noch von Erkennt­nissen heutiger Buch­ge­staltung »beflügelt«. Ein unent­schiedener Satz­spiegel des Text­bandes mit gele­gentlich einge­streuten Abbil­dungen, das Papier kalkweiß, die Fußnoten im Text  grau, die eigent­lichen Fußnoten am Schluß des Bandes einspaltig. Die Mitwirkung eines Typo­grafen wäre viel­leicht von Vorteil gewesen. Ebenso hilflos wirkt die Gestaltung des Umschlags. Vom Ulmer Geist keine Spur. Das Foto des Titels mag doku­men­ta­rischen Wert haben, attraktiv ist so eine gesamte Perso­ne­n­an­sammlung nicht. Sehr schade für ein so wichtiges und gut geschriebenes Buch.

Christiane Wachsmann
Vom Bauhaus beflügelt
Menschen und Ideen an der Hochschule für Gestaltung Ulm

256 Seiten mit 40 Abbildungen
Hardcover
Avedition Stuttgart, 2018
ISBN 978-3-89986-286-7
29 Euro

Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten

Buchbesprechung

Moral und Gestaltung

Rudolf Paulus Gorbach

Die hfg Ulm bedeutete für mich über Jahr­zehnte hinweg gestal­te­rische Größe und konzep­ti­onelle Klarheit. Das wirkte sympa­thisch aus der Ferne gesehen. Die kritische Biografie über Otl Aicher von Eva Moser korrigiert das Bild.

Buchbesprechung

Tschi­cholds Sammlung revo­lu­ti­onärer Typo­grafie

Rudolf Paulus Gorbach

Von Tschi­cholds Druck­sachen-Sammlung hat man früher auch schon oft gehört. Es sind wohl 1.500 Exponate. Inzwischen ist darüber ein ansehn­liches Buch erschienen. Und wer Glück hatte, konnte sogar viele der Originale in der Ausstellung in der Schule für Gestaltung Basel sehen.

Buchumschlag »Revolutionäre der Typografie«
Event

Otl Aicher als Thema einer Podi­ums­dis­kussion

Rudolf Paulus Gorbach

Die Rotis, eine der bekann­testen Schriften, wird von Intel­lek­tuellen, Archi­tekten und Anthro­po­sophen geliebt, von Typo­grafen eher skeptisch betrachtet. Logos des Alltags sind mit Aicher verbunden: Olympiade 1972, Lufthansa, Braun oder Erco.

Gerwin Schmidt, Wilhelm Vossenkuhl, Eva Moser, Uwe Kiessler, Reinhard Wittmann