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Buchbesprechung

Tschicholds Sammlung revolutionärer Typografie

Rudolf Paulus Gorbach
16. Juli 2022
Von Tschi­cholds Druck­sachen-Sammlung hat man früher auch schon oft gehört. Es sind wohl 1.500 Exponate. Inzwischen ist darüber ein ansehn­liches Buch erschienen. Und wer Glück hatte, konnte sogar viele der Originale in der Ausstellung in der Schule für Gestaltung Basel sehen.

Für Tschichold war das eine wohl wichtige Beispiel­sammlung für seine Vorträge, die er später 1936 an das Gewer­be­museum Basel verkauft hatte. In der noch nicht digitalen Zeit waren solche Samm­lungen für Studierende und Lernende sehr wichtig und einige der wenigen Möglich­keiten, überhaupt prak­tische Gestal­tungs­an­wen­dungen zu sehen.

Die Autoren des Bandes erzählen die Entste­hungs­ge­schichte der Sammlung und der Avantgarde allgeimein. Es handelt sich ja um die Zeit des »früheren«, »revo­lu­ti­onären« Tschichold. Mirjam Brodbeck stellt die typo­gra­fische Vorbilder-Sammlung Tschi­cholds dar. Patrick Rössler als hervor­ra­gender Spezialist für die Typo­grafie der 1920er und 1930er Jahre führt in die Zeit ein, die mit dem Ring »Neuer Werbe­ge­stalter« eine gestal­te­rische Revo­lution einge­leitet wurde.

Die Beispiele sind jeweils sehr informativ und gut kommentiert und nach Gestaltern sortiert — die großen Namen der Zeit wie Walter Cyliax, Herbert Bayer, Max Burchartz, Johannes Canis, Walter Dechsel, Laszlo Moholy-Nagy, um nur einige zu nennen. Das Buch ist sinnvoll und dadurch vorzüglich gestaltet, haptisch gut zu handhaben. Gesetzt wurde aus der passenden und sehr schönen Renaissance-Schrift »Practice«, unter­stützt mit einer Schrift­mi­schung aus der »Axia«.

Patrick Rössler und Mirjam Brodbeck
Revolutionäre der Typographie
Gesammelte Werbegrafik der 1920er und 1930er Jahre aus dem Netzwerk des Buch- und Schriftgestalters Jan Tschichold
400 Seiten
1500 farbige Beispiele
Klappenbroschur
200 x 250 mm
Wallstein Verlag, Göttingen 2022
ISBN 978-3-8353-5323-7
€ 29,00

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