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Paula Scher

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Buchbesprechung

Max Bill und Jan Tschichold. Ein typografischer Streit

Rudolf Paulus Gorbach
30. Juli 2012
Gegensätze in der Stilauf­fassung von Typo­grafie können zu ernst­haften Konflikten führen. Diese gab es schon in früheren Jahr­hun­derten. In der Mitte des 20. Jahr­hunderts bewegte eine Ausein­an­der­setzung die typo­gra­fische Welt. Max Bill schrieb 1946 in den Schweizer Graphischen Mittei­lungen einen Beitrag über Typo­grafie, in dem er Tschichold heftig angriff.

Tschichold antwortete in wohl dosierten Worten in derselben Zeit­schrift unter dem Titel »Glaube und Wirk­lichkeit«, wo er seine neue Position vehement verteidigte. Beide Beiträge sind nun in einer von Hans Rudolf Bosshard kommen­tierten Ausgabe wieder erschienen, zu der Jost Hochuli ein ergän­zendes Nachwort schrieb.

Was war geschehen? Es ging tatsächlich um eine damals bedeutende Ausein­an­der­setzung. Schließlich hatte Jan Tschichold als Vorreiter der modernen Typo­grafie seine Position gewechselt und predigte fortan den Weg zu einer tradi­ti­o­nellen Buch­ty­po­grafie. Das schien ihm der Architekt und Grafiker Max Bill nicht zu verzeihen und so trafen die konträren Posi­tionen aufeinander. Bosshard hat die beiden Posi­tionen hervor­ragend aufge­ar­beitet und das Umfeld der Typo­grafie entscheidend erläutert. So kommen die typo­gra­fischen Strö­mungen der 20er und 30er Jahre zur Sprache, die Vorbilder von Tschichold, aber auch die Bemü­hungen von Bill als Grafiker in Zürich. Bosshard versucht beide Posi­tionen in ihrer hohen Qualität darzu­stellen und zu würdigen, was auch gelungen ist.

Man darf dabei nicht vergessen, welchen Riss es zwischen den Befür­wortern der Moderne und der Tradition gab. Während meines Studiums Anfang der 60er Jahre war das noch durchaus spürbar. Deshalb ist dieses Buch ein sehr wichtiges Dokument zur Geschichte der Typo­grafie im 20. Jahr­hundert. Und schließlich sind beide Rich­tungen in der heutigen Zeit sehr lebendig.

Hans Rudolf Bosshard:
Der Typo­gra­fie­streit der Moderne – Max Bill kontra Jan Tschichold
120 Seiten mit 60 Abbil­dungen.
Verlag Niggli, Sulgen 2012,
29,80 Euro.
ISBN 978–3–7212–0833–7

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