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Buchbesprechung

Gedanken zur Typografie bei und von Klaus Detjen

Rudolf Paulus Gorbach
25. November 2023
Sehr viel Erfahrung und Nach­denken über Typo­grafie in kleinen Beiträgen und Miniaturen fasst Klaus Detjen zusammen. Typo­grafie im »Detjen-puren Sinn« wird hier betrachtet, von Manutio bis Malarmé, beein­flusst von Künstlern, Literaten und Philo­sophen.

Detjen geht es um die Anmut von Buch­staben und Schriften, sowie um die Schönheit von Seiten­ein­tei­lungen. In knappen Beiträgen lässt er den Leser an seinen Gedanken zur »Ästhetik des Buches« (so heißt auch die von ihm heraus­ge­gebene Buchreihe) teilhaben. Dabei geht es ihm immer um die Gestaltung. Die großen Typo­grafen des 20. Jahr­hunderts treten auf, wie Willy Fleckhaus, Richard von Sikowsky, Massin, Jan van Krimpen, Jan Tschichold. Doch über­wiegen Gedanken und Zitate vieler, die über Buch und Lesen nach­gedacht und geschrieben haben. Gedanken von Mallarmé, Valéry, Blumenberg und vielen anderen. Ein kleiner Einblick in  das umfang­reiche Denken von Klaus Detjen.

Illus­triert hat er das Buch außerdem mit acht sehr radikalen typo­gra­fischen Doppel­seiten.

Die »radikalen Grafiken zu diesem Buch beinhalten ausschließlich die Ränder der Seiten.

Klaus Detjen
Spatium
Fragmente der Schrift

Ästhetik des Buches, Band 18, heraus­gegeben von Klaus Detjen
80 Seiten
Wallstein Verlag, Göttingen 2023
ISBN 978–3–8353–5515–6
18 Euro

Und da ich gerade über Klaus Detjen schreibe: Seit vielen Jahren gibt es eine wunder­schöne typo­gra­phische Bibliothek, von Detjen nicht nur heraus­gegeben sondern auch gestaltet. Die müsste eigentlich bei allen Typo­grafen komplett in ihren jeweiligen Biblio­theken stehen. Eine gesamte Würdigung dieses einzig­artigen Projekts ist dringend erfor­derlich!

Beim zuletzt erschienenen Band geht es um Heinrich von Kleists »Der Zweikampf«. Diese Ausgabe ist von Roland Reuß heraus­gegeben. Sein Nachwort führt nicht nur zum Inhalt, sondern beschreibt auch edito­rische Gesichts­punkte. Das ganz Besondere aber an diesem Buch ist: Die Texte werden auf den Doppel­seiten aus der Zentenar-Fraktur (von Ernst Schneidler 1937 nach Vorläufern gestaltet) und der Renaissance-Antiqua Poli­philus (1499 von Francesco Griffo) gesetzt und gegen­über­ge­stellt. Dieser vermeintliche Gegensatz löst sich auf, wenn man die Schrift­ge­schichte betrachtet.

Im »kalku­lierten Kontrast zu Kleist«, so Detjen, erscheinen zehn doppel­seitige grafisch markante Einschübe, die etwas an Rudolf Kochs berühmtes »Zeichenbuch« von 1934 erinnern.

Heinrich von Kleist
Der Zweikampf
Eine Erzählung

Heraus­gegeben von Klaus Detjen
Mit einem Nachwort von Roland Reuß
Typo­gra­phische Bibliothek, Band 20
96 Seiten
Leinen mit Schutz­um­schlag
Wallstein Verlag, Göttingen 2022
ISBN 978–3–8353–5533–0
34 Euro