Klaus Detjen über die »Außenwelten« des Buches
Doch gibt es eine große Epoche des Buchumschlags in den Sechziger und Siebziger Jahren. Darüber berichtet Klaus Detjen in einem komprimierten Essay. Vier Eigenschaften setzt Detjen für den Umschlag voraus: Lesbarkeit, Bild, Handhabung, Haltbarkeit. Das sind Konstanten, die in das Ästhetische eingehen, falls sie richtig benutzt werden (dazu sollte auch Mikrotypografie gehören).
Der moderne Schutzumschlag in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts basiert auf den Avantgardisten der zwanziger Jahre. Dazu gehören Jan Tschichold, Willi Baumeister, Friedrich Vordemberge-Gildewart und Lazlo Moholy-Nagy. In dieser Zeit wird auch die Fotografie für den Schutzumschlag bedeutend. Doch nennt Detjen zurecht die Schrift das Wichtigste für das Buch. Dazu ist besonders Paul Renner und seine für die damalige Zeit so wichtige Schrift, die Futura, zu nennen. Und die Meister, die Detjen besonders hervorhebt, sind Meister typografischer Buchgestaltung und Umschlägen: Willi Fleckhaus vor allem für Suhrkamp, Celestino Piatti für dtv, Hannes Jähn für Kiepenheuer & Witsch sowie Heinz Edelmann für Hanser und KlettCotta. Sehr schön zu lesen ist wie Detjen bestimmte Umschläge genau beschreibt. Manche werden auch gezeigt, leider nur Schwarzweiß, wobei Detjen argumentiert, warum er das so macht.
Aber auch »jüngere« Gestalter werden gewürdigt wie Walter Hellmann, Victor Malsy, Nina Rothfuß und Patrick Gabler sowie Friedrich Forssman.
Dem wäre noch viel hinzuzufügen und vielleicht auch für für heutige Arbeiten zu lernen. Schön wäre hierüber eine qualitative Diskussion, beispielsweise bei der tgm.
Klaus Detjen
Außenwelten
Zur Formensprache von Buchumschlägen
Reihe: Ästhetik des Buches (hg. von Klaus Detjen); Bd. 9
88 Seiten
engl. Broschur
Wallstein Verlag, Göttingen 2018
ISBN: 978–3–8353–3225–6
14,90 Euro
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