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zitate
Schrift gibt Sprache ein Gewand, ist wort­gewandt, verwandelt Eindrücke in Infor­ma­tionen, formt Wissen und ist »Lebens­mittel«. Ergo: Typo­grafie geht uns alle an.
Boris Kochan

Typographische
Gesellschaft
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Buchbesprechung

Wie um 1500 Details der Buch­typografie entstanden

Rudolf Paulus Gorbach
4. Dezember 2016
Die Erfor­schung der Geschichte der Buch­ge­staltung, die früher in engen Zirkeln stattfand, findet heute eine enorme Brei­ten­wirkung. »Text­künste« untersucht die Seiten­ge­staltung um 1500 und zeigt dabei, wie viel bereits damals über eine funk­tio­nierende Buch­ge­staltung nach­gedacht wurde.

Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit der Detail­ty­po­grafie um 1500. Es dauerte wohl ein Jahr­hundert, bis satz­tech­nische Möglich­keiten eini­germaßen gereift waren‪.

Zunächst wurden Hand­schriften kopiert, wie sie auf den Seiten geschrieben waren. Doch immer mehr Details, die aus der Lese­funktion kamen, wurden ausgedacht und eingesetzt. Aus den Hand­schriften wurde zunächst das Rubri­zieren über­nommen. Initialen dienten nicht nur als Anfangs­signal, sondern lockerten Seiten auf und machten Texte über­sicht­licher. Bald schon werden Hervor­he­bungen und unter­schiedliche Schrift­größen (im Buch Typen­wechsel genannt) zur Akzen­tu­ierung benutzt. Die Art der Zeile­n­ab­stände, also dort, wo der Weißraum bereits wirksam für die Lesbarkeit ist, sowie die Heraus­bildung von Absätzen im Text, immer deut­licher werdende Über­schriften und eine immer struk­tu­riertere Seite sowie die Bedeutung der Doppelseite – für die Entwicklung der Buch­ge­staltung sind das sehr deutliche und ursächlich prägende Schritte. Besonders spannend sind Seiten, auf denen verschiedene Textebenen vorkommen, was schon um 1500 stattfand. Im Buch wird von einer Mehr­stim­migkeit der Seiten gesprochen.

Im zweiten Teil des Buches findet man sehr inter­essante Beiträge über den frühen Buchdruck in Leipzig oder über die Medi­en­land­schaft dieser Zeit. Zur Lesbarkeit wird die Geburt des modernen Buches als neues Denk­system bezeichnet oder es wird beschrieben, wie Bücher über das Such­system Index gelesen werden können.

Jedoch ist zur grafischen Gestaltung des Buches zu bemerken: Das große Format erlaubt eine wunderbare Darstellung der abge­bildeten Buch­seiten. Diese stehen dann sortiert gut zu betrachten auf verschiedenen farbigen Papieren, deren Farben etwas fremd zum Thema wirken. Der Raster der Seiten und damit die generelle Gestaltung wäre großzügig und angenehm. Allerdings ist die magere seri­fenlose Text­schrift für eine gute Lesbarkeit zu dünn. Die Schriftwahl für eine Darstellung von Büchern um 1500 war wohl ziemlich unbedacht. Warum wurde das Thema des Buches hier miss­achtet?

Und viel­leicht wurde zu sehr an das Verhältnis der Kontraste zwischen der Basis­schrift und den Para­texten gedacht. Hier lenken die viel kräf­tigeren Fußnoten vom Lesen deutlich ab. Das Buch sieht wirklich schlimm von außen aus. Ohne die geringste Einfühlung oder gar Fantasie steht der Titel bruta­lisiert. Dann wird das Ganze noch in einen Foli­en­um­schlag verpackt. Sollen Bücher­liebhaber abge­schreckt werden? Wirklich grausig.

Das Buch erschien zur gleich­namigen Ausstellung in Leipzig 2016/17.

Text­künste
‏Buch­re­vo­lution um 1500

‏224 Seiten, 120 Abbil­dungen
‏Format: 21,5 × 32,5 cm
‏Gebunden
‏Verlag Philipp von Zabern / WBG, Darmstadt 2016
‏Preis für die 2. Auflage 2017 (ohne Kunst­stoff­um­schlag): 29,95 Euro
(für WBG-Mitglieder: 24,95 Euro)
‏ISBN 978–3–8053–5027–3

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