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Letterpress

Rudolf Paulus Gorbach
25. Juli 2015
Lettering, Letterset, Letterpress – neue Trends im Druckwesen oder nur alte Bekannte in neuem Gewand?
Eine kurze Begriffs­de­fi­nition und die persönliche Meinung von einem Buch­druck­meister.

Als Lettering (von engl. »letter«, also »Buchstabe«) wird die Beschriftung von Sprech­blasen in Comics bezeichnet. Letterset hingegen ist ein indi­rektes Hoch­druck­ver­fahren. Und Letterpress ist angeblich etwas Neues, ganz Hippes, gaaanz tolles. Aber eigentlich ist Letterpress einfach nur die englische Bezeichnung für »Buchdruck«.

Beim Buchdruck, der ein Hoch­druck­ver­fahren ist, werden die Buch­staben leicht in das Papier gepresst. Man spricht auch vom Anpressdruck. Dieser wird möglichst gleichmäßig mittels einer Zurichtung ausge­glichen, so dass die »Schat­tierung« auf der Rückseite des Bogens nur äußerst schwach zu erkennen ist. Die Uneben­heiten waren auf der Druckform, also der Blei­satzseite, und auf den druck­füh­renden Teilen (Zylinder und Formbett) der Druck­ma­schine. Um diese auszu­gleichen, konnten dünne Seiden­pa­pier­schichten aufge­tragen werden. Die Zurichtung und damit der gleich­mäßige Druck führten zu einer hohen Qualität der Schrift­wie­dergabe im Buchdruck. Buch­druck­seiten mit den gedruckten Lettern sind haptisch erfahrbar.

Doch diese hand­werk­lichen Tugenden werden im so genannten Letterpress-Verfahren zur Karikatur. Dröhnend wird die Schrift oder deren Klischee abge­quetscht. Hätte ein Buch­drucker so gedruckt, wäre er schon im ersten Lehrjahr aus der Druckerei geflogen. Momentan entstehen wieder allerlei Hand­pressen und die tradi­ti­o­nellen Druck­ver­fahren sind beliebt. Aber viel­leicht sollte man nicht so schrift­zer­störende Scheuß­lich­keiten wie »Letterpress« verwenden. Prägedruck wäre etwas ganz anderes und in feiner Ausführung als Blind­prägung für einzelne Elemente kostbar.

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