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Buchbesprechung

Das aktuelle Druckerei­technik­fachbuch

Matthias Hauer
25. August 2017
Da liegt er nun, der neu über­a­r­beitete »Teschner« (in der 14. Auflage!), frisch erschienen bei Christiani, schwer­ge­wichtig und gut nach frischer Farbe duftend.
»Druck- und Medientechnik« von Helmut Teschner sowie das »Handbuch der Printmedien« von Helmut Kipphan
»Druck- und Medientechnik« von Helmut Teschner (2017) sowie das »Handbuch der Printmedien« von Helmut Kipphan (2000)

Während des Studiums der Drucke­rei­technik wurde der Teschner von uns Studenten mit einem leichten Nase­rümpfen eher als das Fachbuch für die Berufs- und Tech­ni­ker­schule angesehen. Wir selbst verfügten aber selber auch nur über das Schweizer Fachbuch »Allgemeine Fachkunde der Drucke­rei­technik« von Armin Leutert. Doch dann erschien im Jahr 2000 im Springer Verlag Heidelberg das »Handbuch der Print­medien« von Helmut Kipphan, das nicht nur alles bisher gekannte bei weitem übertraf, sondern auch inhaltlich hoch­aktuell war und sehr in die Tiefe ging. Seitdem verfügte die Branche über eine unan­tastbare Fachbibel, oft zitiert und wie das Aller­hei­ligste verehrt.

Aber nach 17 Jahren ist das Aktu­a­li­täts­defizit des »Kipphan« nicht mehr zu übersehen. Als Dozent für Druck­pro­duktion möchte ich den Seminar­teil­nehmern ein aktuelles Buch empfehlen können. Und so habe ich mir endlich die Neuauflage des »Teschner« zu Gemüte geführt: typo­grafisch leider nicht so schön gestaltet wie das Springer-Fachbuch (Helvetica als Grund­schrift), aber diese Hürde muss genommen werden.

Meine inhaltliche Prüfung beginnt mit der »Farb­dichte D«, die bekanntlich der negative deka­dische Loga­rithmus des Refle­xi­ons­faktors R ist. Sie wird ausführlich und anschaulich beschrieben. Dann suche ich nach dem »High Speed Inkjet« (Hoch­leistungs-Tinten­strahl­druck­systeme), das Thema, welches die Drupa 2016 stark domi­nierte. Und siehe da, selbst die neuesten Maschi­ne­modelle wie Heidelbergs Primefire oder KBAs RotJet fehlen nicht, die noch (immer auf sich wartenden lassenden) Nano­graphy-Druck­ma­schinen von Benny Landa allerdings werden ausge­lassen. Beim weiteren Durch­blättern fallen mir im Kapitel Druck­ver­a­r­beitung die speziellen Binde­techniken für flexible Bücher von Kösel auf, die hier ihren Platz finden. Ein großes, sehr anschaulich bebil­dertes Kapitel ist den »spezi­fischen Druck­pro­dukten« wie Dekordruck, Shrink Sleeves oder Inmould-Etiketten gewidmet. Auch ein großes Kapitel über die Herstellung der Mate­rialien (Zutaten) von Papier, Druckfarbe und Folien fehlt nicht. Eine Beschreibung, wie und warum Online-Sammel­form­dru­ckereien funk­tio­nieren, auch in Bezug auf voll­au­to­ma­tische Formen­zu­sam­men­stellung oder Lean Management, findet sich in dem Buch leider nicht.

Fazit: Auch wenn mir der »Kipphan« nach wie vor sehr am Herzen liegt, hat der aktuelle »Teschner« durchaus das Potential, in dessen Fußstapfen zu treten. Wer also jenseits von eher ober­fläch­lichen Publi­ka­tionen wie dem bereits vergriffenen »Well done!« (Hermann Schmidt, Mainz, 2. Auflage) möchte, dem sei Teschners Buch unein­ge­schränkt empfohlen.

Helmut Teschner
Druck- und Medi­en­technik –
Infor­ma­tionen gestalten, produ­zieren, vera­r­beiten
Christiani Verlag
2017, 14. Auflage, 1056 Seiten
ISBN 978–3–95863–239–4
76,80 Euro

Druck- und Medientechnik von Helmut Teschner