Das aktuelle Druckereitechnikfachbuch
Während des Studiums der Druckereitechnik wurde der Teschner von uns Studenten mit einem leichten Naserümpfen eher als das Fachbuch für die Berufs- und Technikerschule angesehen. Wir selbst verfügten aber selber auch nur über das Schweizer Fachbuch »Allgemeine Fachkunde der Druckereitechnik« von Armin Leutert. Doch dann erschien im Jahr 2000 im Springer Verlag Heidelberg das »Handbuch der Printmedien« von Helmut Kipphan, das nicht nur alles bisher gekannte bei weitem übertraf, sondern auch inhaltlich hochaktuell war und sehr in die Tiefe ging. Seitdem verfügte die Branche über eine unantastbare Fachbibel, oft zitiert und wie das Allerheiligste verehrt.
Aber nach 17 Jahren ist das Aktualitätsdefizit des »Kipphan« nicht mehr zu übersehen. Als Dozent für Druckproduktion möchte ich den Seminarteilnehmern ein aktuelles Buch empfehlen können. Und so habe ich mir endlich die Neuauflage des »Teschner« zu Gemüte geführt: typografisch leider nicht so schön gestaltet wie das Springer-Fachbuch (Helvetica als Grundschrift), aber diese Hürde muss genommen werden.
Meine inhaltliche Prüfung beginnt mit der »Farbdichte D«, die bekanntlich der negative dekadische Logarithmus des Reflexionsfaktors R ist. Sie wird ausführlich und anschaulich beschrieben. Dann suche ich nach dem »High Speed Inkjet« (Hochleistungs-Tintenstrahldrucksysteme), das Thema, welches die Drupa 2016 stark dominierte. Und siehe da, selbst die neuesten Maschinemodelle wie Heidelbergs Primefire oder KBAs RotJet fehlen nicht, die noch (immer auf sich wartenden lassenden) Nanography-Druckmaschinen von Benny Landa allerdings werden ausgelassen. Beim weiteren Durchblättern fallen mir im Kapitel Druckverarbeitung die speziellen Bindetechniken für flexible Bücher von Kösel auf, die hier ihren Platz finden. Ein großes, sehr anschaulich bebildertes Kapitel ist den »spezifischen Druckprodukten« wie Dekordruck, Shrink Sleeves oder Inmould-Etiketten gewidmet. Auch ein großes Kapitel über die Herstellung der Materialien (Zutaten) von Papier, Druckfarbe und Folien fehlt nicht. Eine Beschreibung, wie und warum Online-Sammelformdruckereien funktionieren, auch in Bezug auf vollautomatische Formenzusammenstellung oder Lean Management, findet sich in dem Buch leider nicht.
Fazit: Auch wenn mir der »Kipphan« nach wie vor sehr am Herzen liegt, hat der aktuelle »Teschner« durchaus das Potential, in dessen Fußstapfen zu treten. Wer also jenseits von eher oberflächlichen Publikationen wie dem bereits vergriffenen »Well done!« (Hermann Schmidt, Mainz, 2. Auflage) möchte, dem sei Teschners Buch uneingeschränkt empfohlen.
Helmut Teschner
Druck- und Medientechnik –
Informationen gestalten, produzieren, verarbeiten
Christiani Verlag
2017, 14. Auflage, 1056 Seiten
ISBN 978–3–95863–239–4
76,80 Euro