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Die Forderung des Inhaltes an die Typo­grafie ist, dass der Zweck betont wird, zu dem der Inhalt gedruckt werden soll.
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Buchbesprechung

Otl Aicher: was seine Gestaltung heute bedeutet

Rudolf Paulus Gorbach
19. Juni 2022
Recht­zeitig zum 100. Geburtstag von Otl Aicher wurde dem Zeit­kritiker, Lehrer, Fotograf, Architekt, Typograf und Designer als bahn­bre­chende und faszi­nierende Figur des 20. Jahr­hunderts ein groß­for­matiges Buch gewidmet.
Das Buch rentiert sich für alle, die nicht nur Otl Aichers Werk großartig finden, sondern auch die Zusammenhänge verstehen wollen.

Aichers Lebenswerk dürfte allen ein Begriff sein. Olym­pische Spiele, Hoch­schule für Gestaltung Ulm, Pikto­gramme oder die Schrift »Rotis« und noch viel mehr. Manches ist schon zum Mythos geworden. Jedoch werden in diesem Buch Werk und Leben des Meisters umfassend und recht kritisch beschrieben.

Wilhelm Vossenkuhl behandelt das Philo­so­phische im Leben von Otl Aicher und kommt dabei, auf die Moral des Entwerfens zu sprechen, wobei der Entwerfende und nicht der Gegenstand, also der Entwurf, gemeint sind. »mein denken war andenken gegen hitler« zitiert Winfried Nerdinger Aicher und spricht von seinem gene­rellen Widerstand gegen Staat und Autorität, gegen alle Formen staat­licher Reprä­sen­tation und Symbolik.

Design ist keine Kunst, obwohl Aicher den wahr­neh­mungs­äs­the­tischen Gesetzen von Harmonie, Ordnung und Proportion in seinen Entwürfen folgt. Aicher war fasziniert von Le Corbusiers Werk und Denken und sah fast im Gegensatz dazu die ober­schwä­bischen Barock­kirchen als Sieg des Adels gegen die aufstän­dischen Bauern.

Natürlich wird die Rolle Aichers innerhalb der hfg Ulm behandelt. Sein Dauerthema war die wissen­schaftliche Durch­dringung von Gestaltung. Dabei verschwieg Aicher gern die Vorbildrolle der »Guten Form« von Max Bill oder die Leis­tungen des Deutschen Werkbunds.

Tino Graß befasst sich mit der Typo­grafie von Aicher: Adrian Frutigers Schrift Univers war die wohl wich­tigste Schrift für Otl Aicher und prägte das Erschei­nungsbild der Olym­pischen Spiele 1972. Seine eigene Schrift »Rotis« und das Buch »typo­grafie« sah er als finalen Schluß der Typo­gra­fie­ge­schichte.

Manchmal wünscht man sich ein umfang­reiches Buch wie dieses in kleinerem Format. Das Lesen ist des Gewichts und Buch­formats wegen etwas anstrengend.

Winfried Nerdinger und Wilhelm Vossenkuhl (Hrsg.)
Otl Aicher
Designer, Typograf, Denker

256 Seiten
240 x 287 mm
250 farbige Abbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-7913-7943-2
49 Euro

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