Frisch gebunden: Spannende Neuerscheinungen
Statt jedes Buch in einem separaten Beitrag vorzustellen, habe ich hier eine kompakte Übersicht der Titel zusammengestellt. In den letzten Monaten lag mein Fokus auf einem anderen spannenden Projekt – »Gutes Design für Leichte Sprache«. Doch auch diese Bücher verdienen Aufmerksamkeit. Alle Publikationen habe ich bewusst ausgewählt, weil sie wichtige Impulse für Typografie- und Designbegeisterte setzen.
Ist vielleicht ein Weihnachtsgeschenk für Sie dabei? Was macht diese Titel so besonders? Finden wir es gemeinsam heraus – los geht’s!
The 44th Annual of the Type Directors Club 2023
Was macht Typografie heute aus? Schaut man in eine dominante Quelle wie das Jahrbuch des 44. TDC-Wettbewerbs, so sieht man, dass vieles möglich ist: Von der Strenge der Typografie, wie sie schon in den 1960er Jahren ihren Ursprung fand bis zu hochverdichteten und sehr komplizierten Seiten, wie sie erst mit dem Werkzeug »Computer« rationell möglich waren und sich noch ständig weiter entwickeln. Aber auch das »Buchstaben malen«, genannt Lettering, findet Anwendung und vor allem Kunden, Natürlich kommt auch unter den prämierten Arbeiten einiges vor, was man glaubt, schon ähnlich gesehen zu haben. Aber was ist heute schon absolut neu?
Inklusion Gestalten
Was die Leichte Sprache betrifft, möchte ich hier gleich auf ein bereits 2023 erschienenes Buch hinweisen: »Inklusion Gestaltung«. Hier werden als integrierter Doppelband ein Methodenheft und ein Fachbuch vereint. Entstanden ist das Buch in der Umgebung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Kunst, Fakultät Gestaltung Hildesheim (Herausgebende sind Barbara Kotte, Abdreas Schulz, Günter Weber, Tobias Witt und Tiema Brants. Unter anderem finden wir hier neben den grundsätzlichen, durchaus wichtigen Beiträgen zum Thema der Inklusion für die Gestaltung auch Beiträge zum Thema der Leichten Sprache. So Tom Bieling zur Gestaltung als Teilhabe; Isabel Rinke und Christiane Maaß über Kommunikationsbarrieren; Florian Adlers »leserlich.info« wird vorgestellt; eine App für Ausflüge in Leichte Sprache (Saina Nouri, Louisa Heuter); oder das Thema der barrierefreien Leit- und Orientierungssysteme wird angerissen (Hannah Lena Feldbusch, Lars Hohmeier, Nadine Ilse und Tim Udvardi-Lakos).
Plakat isst eine Fläche
Plakatgestaltung seit 1968 aus und um die Hochschule Düsseldorf steht im Fokus einer speziellen kleinen Broschur. Hier finden sich längst bekannte Namen unter den Gestaltern, aber auch durchaus neu zu entdeckende.
Aber das Buch ist sich als Objekt selbst genug. Denn es besteht aus endloser Streifen über 328 Seiten, die nun in Seiten abgeschnitten sind. Wenn man Glück hat ist ein Plakat ganz abgebildet. Aber oft laufen sie über auf die nächste Seite und man kann die Abbildungen dann vielleicht mental zusammenfügen. Ein netter Insiderwitz. Aber für eine Dokumentation ist das störend (und es gäbe unendlich viele schöne Abbildungen).
Slanted
Buchgestaltung steht im Mittelpunkt der Ausgabe 42 von Slanted. Und auch hier passiert sehr viel. Was alles möglich ist oder sein könnte bis zu puristischen Buchgestaltungen wird in der slanted üblichen Dichte mittelachsig kommentiert. Man braucht schon Zeit, um in diesem Buch visuell zu forschen.
Ukrainische Typografie und Gestaltung stehen im Fokus von Slanted 43. Unabhängig von der leider so aktuellen Situation ist es recht spannend, in dieser Ausgabe so viel frische Kreativität zu bewundern. Doch finden sich auch die parallelen Arbeiten zur internationalen Szene des Kommunikations-Designs.
Und nochmal slanted: Typografie trifft Mode – das ist das Thema der 44. Ausgabe von Slanted mit dem Titel »type fashion«. Diese Ausgabe präsentiert eine faszinierende Sammlung von Schrift und Typografie, die ihren Weg auf Kleidung und Textilien gefunden hat.
Doch nicht nur die beeindruckenden Bilder ziehen in den Bann: Wie gewohnt bereichert Slanted die Ausgabe mit tiefergehenden Essays, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Ein inspirierender Mix aus visuellem Genuss und gedanklicher Tiefe.
Morphologie der Schriftzeichen
In der Reihe »Ästhetik des Buches« erschien von Hans Andree der Titel Morphologie der Schriftzeichen. Das Werk widmet sich der Entwicklung der Lese- und Werkschriften – von der Erfindung des phonetischen Alphabets bis hin zu den unzähligen Varianten des 21. Jahrhunderts.
In der Verlagsankündigung heißt es: »Die Lesekonvention verlangte, dass sich die einzelnen Lautzeichen in ihren Grundformen so weit stabilisierten, dass sie im Zusammenspiel prägnante, im Leseprozess gut wiedererkennbare Wortbilder ergaben. Es entstanden prototypische Buchstabenformen, die hintergründig den Rahmen für die relativen Abwandlungen der zahlreich entstehenden Schriftvarianten bildeten«.
Als vergleichende Morphologie werden dazu im Buch etwa hundert der heute gebräuchlichsten Lese- oder Werkschrift-Varianten der gesamten Antiqua-Großfamilie gezeigt: Jede Schrift, die um die Jahrtausendwende in einem der prämierten Bücher der Stiftung Buchkunst auftrat, ist durch ein gleich großes und gleich lautendes Wortbild vertreten. Diese wurden nach ihrer jeweiligen Familienähnlichkeit sortiert«.
Neues Altes
In der wunderschönen, von Klaus Detjen gestalteten, »Typographischen Bibliothek« erschien zuletzt ein Band mit Texten von Peter Altenberg. Gesetzt aus der Albertina Regular von Stanley Morison und mit ornamentalen Wörtern als Buchstabenverbindungen aus der Englischen Schreibschrift repräsentativ ergänzt.
Im Nachwort setzt sich Klaus Detjen auch mit der Bedeutung des Ornaments auseinander. Das bedeutet auch, dass er sich mit der Ablehnung von Ornamenten durch Adolf Loos beschäftigt. Heute ist das Ornament längst wieder, wenn auch oft modisch, in unserem grafischen Bild zurückgekehrt.
Der Satiriker und sein Drucker und Verleger
Die Korrespondenz zwischen Karl Kraus und seinem Drucker Georg Jahoda steht im Mittelpunkt der Untersuchung von Friedrich Pfäfflin. Diese gibt faszinierende Einblicke in die jahrzehntelange Zusammenarbeit zwischen dem Satiriker und seinem Drucker, der auch als Verleger von Kraus’ Werken agierte.
Allein die Einführung in den Briefband von Friedrich Pfäfflin fasziniert durch die intensive Kenntnis der Zeit »vom Schreiben und Drucken und vom Verlegen«, so der Titel des Textes. Mit leichtem Grausen erfährt man dabei von einer komplizierten Autor-Drucker-Beziehung anhand der beschriebenen Korrekturvorgänge (10– bis 20-malige Korrekturvorgänge).
Typodarium 2025
Seit 15 Jahren begleiten uns die charmanten Kästchen mit 365 »frischen« Fonts – in diesem Jahr gestaltet von 357 Designer*innen aus 41 Ländern. Die neueste Ausgabe bietet wie gewohnt eine inspirierende Vielfalt und bleibt ein ebenso lehrreiches wie stilvolles Geschenk für alle, die sich für die Welt der Schrift begeistern.
Hier nochmals alle Bücher im Überblick:
The 44th Annual of the Type Directors Club 2023
350 Seiten, Broschur
Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2023
ISBN: 978–84–19220–52–3
Preis: 69 Euro
Inklusion Gestalten
Barbara Kotte, Andreas Schulz, Günter Weber, Tobias Witt, Tiemo Brants (Hrsg.)
328 Seiten Fachbuch, 64 Seiten Methodenheft, Doppelte Broschur
frühwerk e.V., Hildesheim 2023
ISBN: 978–3–941295–25–4
Preis: 39 Euro
Plakat isst eine Fläche
Eric Fritsch, Filip Zdrojewski, HSD PBSA – Faculty of Design, Linus Knappe, Uwe J. Reinhardt, Victor Malsy (Editoren)
236 Seiten, Broschur mit Plakat als Umschlag, 120 × 230 mm
Slanted, Karlsruhe 2023
ISBN: 978–3–948440–70–1
Preis: 30 Euro
slanted 42: books
256 Seiten, Broschur
ISBN: 978–3–948440–55–8
Preis: 22 Euro
slanted 43: ukraine
224 Seiten, Broschur
ISBN: 978–3–948440–71–8
Preis: 22 Euro
slanted 44: type fashion
224 Seiten, Broschur
ISBN: 978–3–948440–76–3
Preis: 22 Euro
Morphologie der Schriftzeichen
Reihe: Ästhetik des Buches, Bd. 17
Hans Andree
88 Seiten, Engl. Broschur, 130 × 205 mm
ISBN: 978–3–8353–5514–9
Preis: 20 Euro
Neues Altes
Typographische Bibliothek, Bd. 21
Peter Altenberg, herausgegeben von Klaus Detjen
96 Seiten
Wallstein Verlag, Göttingen 2024
ISBN: 978–3–8353–5762–4
Preis: 34 Euro
Karl Kraus und Georg Jahoda
Der Satiriker und sein Drucker und Verleger
Friedrich Pfäfflin (Hrsg.)
372 Seiten
Wallstein Verlag, Göttingen 2023
ISBN: 978–3–8353–5447–0
Preis: 42 Euro
Typodarium 2025
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A 365 Day Type Calendar, verpackt in einer soliden Sammelbox
Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2024
EAN: 42–6017281–096–8
Preis: 20 Euro
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