Geheimreport Design
Natürlich waren es wirtschaftliche Interessen, die zu dieser geheimen Forschung führten. Mitten im Krieg hatte man in England bereits die Bedeutung des Designs erkannt. Spezielle Einheiten nahmen 1945 bestimmte Ziele in Gewahrsam, bis sie von Experten ausgewertet wurden. Aber auch Personen mit entsprechendem Wissen waren im Visier. Alles Wissen sollte für die britische Industrie nutzbar gemacht werden. Ein wichtiger Grund für diese Aktivitäten war sicherlich die Attraktivität des deutschen Designs, das bereits international bekannt war. Und britische Designreformer hatten sich schon lange für den Deutschen Werkbund interessiert.
Nikolaus Pevsner spielte in dem relativ großen Team eine wichtige Rolle, da er eine empirische Designforschung vertrat. Sein Urteil wurde von den britischen Experten sehr geschätzt. Natürlich ging es in der Studie um Produktdesign, aber auch um die Ausbildungswege. Die Herkunft aus dem Bauhaus wurde sehr stark betont, wodurch andere Schulen in Deutschland etwas vernachlässigt wurden. Das Buch ist ein sehr interessanter Beitrag zur deutschen und britischen Designgeschichte, auch wenn das Grafikdesign keine Rolle spielt.
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Nikolaus Pevsner u.a.:
Geheimreport Deutsches Design – Deutsche Konsumgüter im Visier des britischen Council of Industrial Design (1946)
Herausggeben vom Deutschen Museum.
336 Seiten (Report in Englisch).
Wallstein Verlag, Göttingen, 2012
29,90 €
ISBN 978–3–8353–1018–6
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