typographische
zitate
Die Schrift ist das Bindeglied von Mensch zu Mensch.
Hermann Virl

Typographische
Gesellschaft
München e. V.

Goethe­straße 28 Rgb.
80336 München

info@tgm-online.de
089.7 14 73 33

Buchbesprechung

Geheimreport Design

Rudolf Paulus Gorbach
30. Juli 2012
Die britische Regierung, die sich bereits im Zweiten Weltkrieg für den Zustand des deutschen Designs inter­es­sierte, beauf­tragte den nach England emigrierten Archi­tektur- und Kunst­his­toriker Nikolaus Pevsner, einen Geheim­bericht über den Zustand des deutschen Designs zu verfassen. Darin wird über den Zustand der Konsum­gü­ter­in­dustrie im Nach­kriegs­deut­schland berichtet. Aufschluss­reiche Kurz­bio­graphien der deutschen Designer finden sich im Anhang des Buches.

Natürlich waren es wirt­schaftliche Interessen, die zu dieser geheimen Forschung führten. Mitten im Krieg hatte man in England bereits die Bedeutung des Designs erkannt. Spezielle Einheiten nahmen 1945 bestimmte Ziele in Gewahrsam, bis sie von Experten ausge­wertet wurden. Aber auch Personen mit entspre­chendem Wissen waren im Visier. Alles Wissen sollte für die britische Industrie nutzbar gemacht werden. Ein wichtiger Grund für diese Akti­vitäten war sicherlich die Attrak­tivität des deutschen Designs, das bereits inter­na­tional bekannt war. Und britische Desi­gnre­former hatten sich schon lange für den Deutschen Werkbund inter­essiert.

Nikolaus Pevsner spielte in dem relativ großen Team eine wichtige Rolle, da er eine empi­rische Desi­gnfor­schung vertrat. Sein Urteil wurde von den britischen Experten sehr geschätzt. Natürlich ging es in der Studie um Produkt­design, aber auch um die Ausbil­dungswege. Die Herkunft aus dem Bauhaus wurde sehr stark betont, wodurch andere Schulen in Deut­schland etwas vernach­lässigt wurden. Das Buch ist ein sehr inter­es­santer Beitrag zur deutschen und britischen Desi­gnge­schichte, auch wenn das Grafik­design keine Rolle spielt.

Nikolaus Pevsner u.a.:
Geheim­report Deutsches Design – Deutsche Konsumgüter im Visier des britischen Council of Industrial Design (1946)
Heraus­ggeben vom Deutschen Museum.
336 Seiten (Report in Englisch).
Wallstein Verlag, Göttingen, 2012
29,90 €
ISBN 978–3–8353–1018–6

Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten

Buchbesprechung

Volks­design oder Gestaltung

Rudolf Paulus Gorbach

Fünf theo­re­tische Arbeiten der Kunst­hoch­schule Berlin-Weißensee beschäftigen sich mit der Frage, ob die Gestal­tungs­werkzeuge der Profis in den Händen von Laien sinnvoll sind.

Buchbesprechung

Buch­ge­staltung in Deut­schland

Michael Bundscherer

Schon mehrmals haben wir Titel der Buchreihe »Ästhetik des Buches« im Wallstein Verlag hier im Blog rezensiert – es ist also kein Geheimnis, dass wir von dieser recht angetan sind.

»Buchgestaltung in Deutschland« von Silvia Werfel
Buchbesprechung

Seitenweise erscheinen uns die Bücher

Rudolf Paulus Gorbach

Die Diskussion über das (Nicht-)Ende des gedruckten Buches ist schon endlos geworden, aber auch ziemlich fruchtbar. Der Bundes­pres­se­dienst der Republik Österreich hat diese Diskussion mit einer umfang­reichen Aufsatz­sammlung bereichert, die die Frage stellt, was das Buch ist.

Branche

Letterpress

Rudolf Paulus Gorbach

Lettering, Letterset, Letterpress – neue Trends im Druckwesen oder nur alte Bekannte in neuem Gewand?
Eine kurze Begriffs­de­fi­nition und die persönliche Meinung von einem Buch­druck­meister.

Letterpress-Druck. Foto: Nik, Unsplash
Buchbesprechung

Hocken in Ulm und anderswo

Rudolf Paulus Gorbach

Was zur Ikone wurde, begann ganz einfach aus dem Mangel und dem Willen zur Einfachheit. Der Ulmer Hocker: Wie er entstand, die Denk­­weisen, die ihn geprägt haben und was aus ihm in der Desi­gn­­ge­schichte geworden ist.

Der Ulmer Hocker: Idee – Ikone – Idol, 2023, Buchgestaltung: Tino Graß aus Pulheim
Buchbesprechung

Gedanken zur Typo­grafie bei und von Klaus Detjen

Rudolf Paulus Gorbach

Sehr viel Erfahrung und Nach­denken über Typo­grafie in kleinen Beiträgen und Miniaturen fasst Klaus Detjen zusammen. Typo­grafie im »Detjen-puren Sinn« wird hier betrachtet, von Manutio bis Malarmé, beein­flusst von Künstlern, Literaten und Philo­sophen.