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Buchbesprechung

Garfields Schriftmysterien

Rudolf Paulus Gorbach
23. November 2012
Ein Buch über Schriften erscheint, und zwar nicht in einem der typo­ver­dächtigen Verlage, nein ganz allgemein, bei Ullstein. Simon Garfield, ein britischer Jour­nalist, scheint sich in Schriften verliebt zu haben. Gut recher­chiert und oft witzig berichtet er über Schriften und die Schrif­tenszene von heute, aber auch die wichtige Geschichte der Schriften kommt nicht zu kurz.

Die britischen und ameri­ka­nischen Einflüsse domi­nieren zwar, das liegt schon daran, dass das Buch zuerst in London veröf­fentlicht wurde. Im letzten Kapitel kommentiert Garfield sogar die schlimmsten Schriftarten der Welt (Comic Sans, Ecofont, Souvenir, Gill Sans Light Shadow, Brush Script, Papyrus, Neuland Inline, Ranson Note und am aller­schlimmsten die Schrift der Olym­pischen Spiele 2012).

Garfields Recherchen ergeben zahl­reiche Hinter­grund­ge­schichten, die auch Szene­kenner inter­es­sieren könnten und er weist Druck­schriften ganz richtig nach der Qualität der Lesbarkeit aus. Einige Schriften erhalten deshalb einzelne Kapitel, wie zum Beispiel die Gill Sans, Albertus, Futura, Dove, Baskerville, Frutigers, Gotham, Optima, Sabon und Vendome. Das heißt allerdings keineswegs, dass nicht noch viele weitere Schriften erwähnt werden. Und bei einigen der Anekdoten über Schrift­ge­stalter gewinnt man durch die sonderbaren Bege­ben­heiten einen sympa­thischen Eindruck von den Gestaltern – oder auch nicht.

Das Ganze liest sich nicht wie ein ernstes Sachbuch, sondern eher wie amüsante Geschichten über Schriften. Viel­leicht eignet es sich sogar als Einstieg in das Thema, jedoch genügt es natürlich nicht, wenn man täglich mit Schrift arbeitet. Und was passiert, wenn eine Schrift außer Kontrolle gerät? Genau darüber handelt Garfields Buch.

Simon Garfield
Just my Type
Ein Buch über Schriften
Aus dem Englischen von Marion Hertle
368 Seiten, Ganz­pappband mit Schutz­um­schlag
Ullstein Buch­verlage Berlin 2012
ISBN 978–3–550–08879–7
20 Euro

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