Ideengeschichten
So beginnen Steven Heller und Gail Anderson ihr Ideenbuch für Grafikdesign. Auf jeweils einer Doppelseite wird eine Idee eines anerkannten Meisters seines Fachs gezeigt und analytisch beschrieben.
Diese visuellen Ausdrucksmittel gehören zum Repertoire eines Gestalters. Man ruft sie sich ins Gedächtnis und kann so fast spielerisch und assoziativ auf entsprechende Ideen für seine Arbeit kommen. Aber Vorsicht, die Autoren warnen auch davor, dass man dabei auf etwas völlig Neues stoßen könnte und zitieren Paul Rand:
»Es ist schwer genug, gut zu sein, zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber, auch noch originell sein zu wollen«.
Am Beispiel von »Schwarz-Weiß« möchte ich das »System« des Buches erläutern. Ein Plakat von Armin Hofmann aus dem Jahr 1959 wird gezeigt, der Untertitel fordert Dynamik in der Monotonie. Es folgen sehr knappe historische Vergleiche und schon im Vorspann wird auf das Besondere der Arbeit hingewiesen. Auch darauf, was problematisch sein könnte. Dann folgen einige grundsätzliche Angaben zum Entwerfer, seine gestalterische Position wird gewürdigt. Dann wird die Arbeit beschrieben und das Besondere hervorgehoben.
Stichworte zur Inspiration sind beispielsweise genannt: Abstraktion, Buchstabenbilder, Expressionismus, Form und Struktur, um nur einige zu nennen.
Die Hauptkapitel lauten:
Experimentieren mit Design
Mit Schrift und Bildern spielen
Medien und Methoden erforschen
Anleihen beim historischen Design
Eine Botschaft vermitteln
Die Arbeiten stammen unter anderem von Josef Albers, Siegfried Odermatt, Jan Tschichold, Anton Stankowski, Neville Brody, Jonathan Barnbrock, Paula Scher, Rolf Müller …
Von den Autoren gibt es auch ein weiteres Buch, allerdings in englischer Sprache: »The Typography Idea Book«, ebenfalls 2016 erschienen.
Steven Heller, Gail Anderson
Grafikdesign.
Das Ideenbuch – inspiration von 50 Meistern ihres Fachs
128 Seiten
158 × 220 mm
Broschur
Stiebner Verlag, Grünwald 2016
ISBN 978–3–8307–1435–4
16,90 Euro
Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten
Ein Buch wird Teil einer Kunst
Bibliosculpture nennt Ingo Gerken eine Serie von Arbeiten, die aufgeschlagene Buch- oder Zeitschriftenseiten zeigen. Diese werden mit Objekten ergänzt und fotografiert und so zu einem neuen Kunstwerk. Das ist aber nur das technisch-organisatorische Prinzip.
… POGR·AFIEN … OGRA·PHIES
Überwältigend! Als ich den großformatigen Leinenband (245 × 280 mm, 232 Seiten) zum ersten Mal in die Hand nahm und durch die Seiten raste, habe ich mich an die Verlagsankündigung erinnert, in der davon die Rede ist, dass »über 500 Druckwerke vorgestellt« werden.
Experimentelle Typografie heute
Typografische Experimente sind für Gestalterinnen und Gestalter sehr reizvoll. Denn dabei verlässt man oft die Funktionen der Typografie und nähert sich sogar der Kunst. Die Frage ist: Wann oder wo beginnt Gestaltung als Experiment? Wo verlässt es die eigentliche Typografie? Und inwiefern kann sie für eine zeitgemäße Designforschung von Nutzen sein?
Design-Grandseigneur par excellence
Olaf Leu wird 85. Ein Schriftsetzer, Designer, Typograf, Professor, Autor und gefragtes Jurymitglied. Als einer der wenigen Werber machte er sich auch in den USA einen Namen. Kurz: »Typo-Papst« und natürlich tgm-Ehrenmitglied. Es ist nicht einfach, Leus umfangreiches Wirken in einem kurzen Beitrag zu würdigen. Wir lassen daher zuerst zwei große Koryphäen zu Wort kommen.