Entwicklungsgeschichte: durch Texte zur Typografie
Da die Autoren solcher Texte meist auch die Gestalter der Bücher sind, ist hier ein einzigartiges Kompendium von Gestaltungsmustern entstanden. Es thematisiert direkt den Kernbereich Typografie und bietet so einen unmittelbaren und anschaulichen Einblick in das Fachgebiet.
Wunderschön; die Formate der zitierten Bücher sind bereits auf dem Umschlag aufgerissen. Und die Cover sind – wenn auch verkleinert – im Anhang abgebildet.
Dieser Anhang bietet auch einen anschaulichen Literaturvergleich. Zwischen Otto Eckmanns Schriftmusterbuch von 1900 und Johannes Bergerhausens/Siri Poaranguans Decodeunicode von 1911 finden sich fast alle wichtigen Typografiebücher des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts, genau 222 Titel.
Der einführende Text von Petra Eisele verbindet die designhistorischen Aspekte der einzelnen Buchprojekte. So wird schnell deutlich, wie sehr die Geschichte der Typografie bei aller individuellen Differenzierung aufeinander aufbaut. Gleichzeitig gibt der Text einen Überblick über die Theorie der Typografie. So erfährt man in sehr knapper Form, was die vorgestellten Typografen, eingebettet in den jeweiligen Stand der Technik, über die Notwendigkeiten qualitativer Typografie gedacht und geschrieben haben.
Und viele Typografen befanden sich an sehr sensiblen Grenzen, an denen sich die Technik für die Typografie änderte oder andere Wahrnehmungswellen aufkamen. Gerard Unger schreibt (und wird zitiert) »Von allen Dingen des Alltags werden wohl Buchstaben am häufigsten unbewußt verwendet, obwohl wir sowohl einen intensiven als auch intimen Umgang mit ihnen pflegen. Haben die Millionen von Zeichen, die jeder von uns gelesen hat, zu einem verborgenen typografischen Wissen geführt?«.
Petra Eisele, Isabel Naegele
Texte zur Typografie
Positionen zur Schrift
Verlag Niggli AG, Sulgen 2012
244 Seiten
Klappenbroschur
235 × 310 mm
42 Euro
ISBN 978–3–7212–0821–4
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