Garfields Schriftmysterien
Die britischen und amerikanischen Einflüsse dominieren zwar, das liegt schon daran, dass das Buch zuerst in London veröffentlicht wurde. Im letzten Kapitel kommentiert Garfield sogar die schlimmsten Schriftarten der Welt (Comic Sans, Ecofont, Souvenir, Gill Sans Light Shadow, Brush Script, Papyrus, Neuland Inline, Ranson Note und am allerschlimmsten die Schrift der Olympischen Spiele 2012).
Garfields Recherchen ergeben zahlreiche Hintergrundgeschichten, die auch Szenekenner interessieren könnten und er weist Druckschriften ganz richtig nach der Qualität der Lesbarkeit aus. Einige Schriften erhalten deshalb einzelne Kapitel, wie zum Beispiel die Gill Sans, Albertus, Futura, Dove, Baskerville, Frutigers, Gotham, Optima, Sabon und Vendome. Das heißt allerdings keineswegs, dass nicht noch viele weitere Schriften erwähnt werden. Und bei einigen der Anekdoten über Schriftgestalter gewinnt man durch die sonderbaren Begebenheiten einen sympathischen Eindruck von den Gestaltern – oder auch nicht.
Das Ganze liest sich nicht wie ein ernstes Sachbuch, sondern eher wie amüsante Geschichten über Schriften. Vielleicht eignet es sich sogar als Einstieg in das Thema, jedoch genügt es natürlich nicht, wenn man täglich mit Schrift arbeitet. Und was passiert, wenn eine Schrift außer Kontrolle gerät? Genau darüber handelt Garfields Buch.
Simon Garfield
Just my Type
Ein Buch über Schriften
Aus dem Englischen von Marion Hertle
368 Seiten, Ganzpappband mit Schutzumschlag
Ullstein Buchverlage Berlin 2012
ISBN 978–3–550–08879–7
20 Euro
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