Wie die DDR erschien
Natürlich hatte die DDR eigentlich kein Corporate Image, das konzeptionell ausgearbeitet wurde. Aber es entstand ja ein Staat und dessen Gebilde hat schließlich ein Aussehen. Das bezieht sich in diesem Fall aus vielen einzelnen Begebenheiten, Absprachen und Ereignissen. Diese hat Andreas Koop recherchiert und berichtet darüber. Sicher geschieht das aus westlicher Sicht, doch mit dem Bestreben, hierbei sachlich zu bleiben. Und so ist es schon gar kein Buch, das sich »ostalgieartig« gebärdet.
Wer in der Medienbranche arbeitete und vielleicht auch noch die DDR als verschlossenen Nachbarstaat sah, hat wahrscheinlich nur wenige Eindrücke auf der Transitstrecke von der BRD nach West-Berlin gesammelt. Schon etwas mehr aus Büchern aus der DDR. Dieser Bereich fiel anhand vieler Titel durch seine klare handwerkliche Machart auf.
Wenn man tatsächlich zu DDR-Zeiten in Berlin, Leipzig oder anderen größeren Städten war, ist der Eindruck des »sozialistischen« Bauens sehr präsent gewesen und zum Teil eben auch heute noch. Dazu gibt es ein eigenes Kapitel am Schluss des Buches.
Die einzelnen Themen im Buch begleiten ständig die Existenz und das politische Werden des Staates DDR. Vieles wird mit Abbildungen von Plakaten bekräftigt. Manche geschilderte Begebenheiten sind sogar anekdotisch. Eigene Kapitel behandeln Staatswappen, Flagge, Uniformen der Nationalen Volksarmee, Briefmarken, die Signets der Organe wie Partei und Stasi u.a.

Ein ausführliches Kapitel beschäftigt sich mit Schrift und Typografie in den Printmedien und ganz besonders mit der Typoart, der zentralen Schriftgießerei der DDR. Die Arbeit von Persönlichkeiten wie Albert Kapr, Gerd Wunderlich oder Herbert Thanhaeuser, um nur einige zu nennen, werden angeführt. Die Schriften der DDR, die Buchgestaltung und vor allem die Plakate, die ja stolz gezeigt wurden, sind wahrscheinlich vielen präsent. Der Anspruch des internationalen oder gar des »Weltniveaus« stand in der DDR immer dahinter.
So ist dieses Sachbuch ein Stück Zeit- oder DDR-Geschichte. Das visuelle Bild dieses 40 Jahre lang währenden Staates wird damit ausführlich beschrieben. Geschichte und Design-Geschichte also direkt.
Andreas Koop
DDR CI
Das visuelle Erscheinungsbild der Deutschen Demokratischen Republik
240 Seiten
Format 174 × 240 mm
Leinen-Festeinband
Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2023
40 Euro
ISBN 978–3–87439–915–9


Links: Aus dem Kapitel über »Werbung im Sozialismus«.
Rechts: Die Vielfalt der Flaggen im Vergleich und im Wandel. Die »Spalterflagge« sorgte bereits 1959 zu heftigen Diskussionen und Schmähungen zwischen Ost und West.



Auch Schrift für den Bildschirm wurde sorgfältig gestaltet. Darunter sieht man auch einen Schrift-Abreibebogen, das Letraset des Ostens (an die normale Grafiker gar nicht so leicht rankamen).

Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten
Schriftstudium in Deutschland
Für die Geschichte des Bleisatzes im 20. Jahrhundert ist Leipzig mit seinen engen Verbindungen zum graphischen Gewerbe, zu Schriftgießereien und Buchverlagen von zentraler Bedeutung.

Schrift und Macht in der Welt
Typografie in Theorie und Wirkung wird immer mehr zum Forschungsgegenstand, wie Siegfried Gronert, Vorsitzender der Gesellschaft für Designgeschichte, in seiner Einführung zu dieser Tagung betonte.

Ehrung für Eckehart SchumacherGebler
Der Höhepunkt der Mitgliederversammlung der tgm am 4. April 2019 war zweifelsohne die Ernennung von Eckehart SchumacherGebler zum Ehrenmitglied der tgm. Die Laudatio hielt Susanne Zippel.

Dresden, Halle, Dessau und Leipzig
Anfang November 2012 begab sich eine 17-köpfige Reisegruppe auf Spurensuche zu wichtigen Stationen der Typografie- und Designgeschichte in Dresden, Halle, Dessau und Leipzig. Anhand einiger Bilder möchten wir die Stationen dieser schönen Reise beschreiben – ein Foto-Reisetagebuch.

Bauhaus, die Zeitschrift
Das erste Heft hatte ich aus Freude darüber vorgestellt, dass es wieder eine Zeitschrift »Bauhaus« gibt (siehe »Buchsucht“ Fortsetzung nach 89 Jahren). Nun möchte ich auf das Thema des zweiten Heftes hinweisen. Es geht um die Existenz des Bauhauses in Israel. Vor fast einem Jahr war ich mit der tgm in Israel, unter anderem auf den Spuren des Bauhauses.
