typographische
zitate
Das Ziel ist im Weg.
Niklaus Troxler

Typographische
Gesellschaft
München e. V.

Goethe­straße 28 Rgb.
80336 München

info@tgm-online.de
089.7 14 73 33

Buchbesprechung

Wie die DDR erschien

Rudolf Paulus Gorbach
20. Dezember 2023
Das visuelle Bild, das die DDR abgab, wie sie »erschien«, ist Thema eines ausführ­lichen Sach­buches. Den Autor, Andreas Koop, kennt man bereits durch seine Bücher über das CI des Nati­o­nal­so­zi­a­lismus oder über »Schrift und Macht« als ange­wandte Desi­gnfor­schung.

Natürlich hatte die DDR eigentlich kein Corporate Image, das konzep­tionell ausge­ar­beitet wurde. Aber es entstand ja ein Staat und dessen Gebilde hat schließlich ein Aussehen. Das bezieht sich in diesem Fall aus vielen einzelnen Bege­ben­heiten, Absprachen und Ereig­nissen. Diese hat Andreas Koop recher­chiert und berichtet darüber. Sicher geschieht das aus west­licher Sicht, doch mit dem Bestreben, hierbei sachlich zu bleiben. Und so ist es schon gar kein Buch, das sich »ostal­gieartig« gebärdet.

Wer in der Medi­en­branche arbeitete und viel­leicht auch noch die DDR als verschlossenen Nach­barstaat sah, hat wahr­scheinlich nur wenige Eindrücke auf der Tran­sit­strecke von der BRD nach West-Berlin gesammelt. Schon etwas mehr aus Büchern aus der DDR. Dieser Bereich fiel anhand vieler Titel durch seine klare hand­werkliche Machart auf.

Wenn man tatsächlich zu DDR-Zeiten in Berlin, Leipzig oder anderen größeren Städten war, ist der Eindruck des »sozi­a­lis­tischen« Bauens sehr präsent gewesen und zum Teil eben auch heute noch. Dazu gibt es ein eigenes Kapitel am Schluss des Buches.

Die einzelnen Themen im Buch begleiten ständig die Existenz und das poli­tische Werden des Staates DDR. Vieles wird mit Abbil­dungen von Plakaten bekräftigt. Manche geschilderte Bege­ben­heiten sind sogar anek­dotisch. Eigene Kapitel behandeln Staats­wappen, Flagge, Uniformen der Nati­onalen Volksarmee, Brief­marken, die Signets der Organe wie Partei und Stasi u.a.

Die gebrauchsgrafische Vielfalt der Plakate – hier mit berühmt gewordenen Beispielen von Klaus Wittkugel (Ich bin Bergmann) oder Axel Bertram (Metropol).

Ein ausführ­liches Kapitel beschäftigt sich mit Schrift und Typo­grafie in den Print­medien und ganz besonders mit der Typoart, der zentralen Schrift­gießerei der DDR. Die Arbeit von Persön­lich­keiten wie Albert Kapr, Gerd Wunderlich oder Herbert Thanhaeuser, um nur einige zu nennen, werden angeführt. Die Schriften der DDR, die Buch­ge­staltung und vor allem die Plakate, die ja stolz gezeigt wurden, sind wahr­scheinlich vielen präsent. Der Anspruch des inter­na­ti­onalen oder gar des »Welt­niveaus« stand in der DDR immer dahinter.

So ist dieses Sachbuch ein Stück Zeit- oder DDR-Geschichte. Das visuelle Bild dieses 40 Jahre lang währenden Staates wird damit ausführlich beschrieben. Geschichte und Design-Geschichte also direkt.

Andreas Koop
DDR CI
Das visuelle Erschei­nungsbild der Deutschen Demo­kra­tischen Republik
240 Seiten
Format 174 × 240 mm
Leinen-Festeinband
Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2023
40 Euro
ISBN 978–3–87439–915–9

Zeitschriften gab es in einer sehr großen Anzahl, neben berühmt gewordenen langjährigen Magazinen wie die »Sibylle«. Deren Gestalter Axel Bertram maß sich mit Willy Fleckhaus. Er war wohl der dominanteste Zeitschriftengestalter der DDR und hat auch beeindruckede Buchcover gestaltet.

Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten

Buchbesprechung

Schrift­studium in Deut­schland

Rudolf Paulus Gorbach

Für die Geschichte des Blei­satzes im 20. Jahr­hundert ist Leipzig mit seinen engen Verbin­dungen zum graphischen Gewerbe, zu Schrift­gie­ßereien und Buch­verlagen von zentraler Bedeutung.

Sansa von Fred Smeijers, 2003
Branche

Schrift und Macht in der Welt

Rudolf Paulus Gorbach

Typo­grafie in Theorie und Wirkung wird immer mehr zum Forschungs­ge­genstand, wie Siegfried Gronert, Vorsit­zender der Gesell­schaft für Desi­gnge­schichte, in seiner Einführung zu dieser Tagung betonte.

wir haben helmut schmidt jetzt genug zeit gelassen, um sich in seiner entscheidung zu winden, zwischen der amerikanischen strategie der vernichtung von befreiungsbewegungen in westeuropa/der 3. welt und dem interesse der bundesregierung, den zur zeit für sie wichtigsten wirtschaftsmagnaten - eben für diese imperialistische strategie - nicht zu opfern.  das ultimatum der operation
Event

Ehrung für Eckehart Schu­ma­cher­Gebler

Susanne Zippel
Michi Bundscherer

Der Höhepunkt der Mitglie­der­ver­sammlung der tgm am 4. April 2019 war zwei­felsohne die Ernennung von Eckehart Schu­ma­cher­Gebler zum Ehren­mitglied der tgm. Die Laudatio hielt Susanne Zippel.

Eckehart SchumscherGebler mit der Ehrenmitgliedschafts-Urkunde der tgm
Event

Dresden, Halle, Dessau und Leipzig

Catherine Avak
Thomas Schlierbach

Anfang November 2012 begab sich eine 17-köpfige Reise­gruppe auf Spurensuche zu wichtigen Stationen der Typo­grafie- und Desi­gn­­ge­schichte in Dresden, Halle, Dessau und Leipzig. Anhand einiger Bilder möchten wir die Stationen dieser schönen Reise beschreiben – ein Foto-Reise­­ta­gebuch.

Buchbesprechung

Bauhaus, die Zeit­schrift

Rudolf Paulus Gorbach

Das erste Heft hatte ich aus Freude darüber vorge­stellt, dass es wieder eine Zeit­schrift »Bauhaus« gibt (siehe »Buchsucht“ Fort­s­etzung nach 89 Jahren). Nun möchte ich auf das Thema des zweiten Heftes hinweisen. Es geht um die Existenz des Bauhauses in Israel. Vor fast einem Jahr war ich mit der tgm in Israel, unter anderem auf den Spuren des Bauhauses.

Die zweite Ausgabe der Zeitschrift »Bauhaus« (Abbildung skaliert)
Buchbesprechung

Fort­s­etzung nach 89 Jahren

Rudolf Paulus Gorbach

1931 erschien die letzte Ausgabe, jetzt ist sie wieder da, die Zeit­schrift »bauhaus«. Und das erste Heft beschäftigt sich mit dem Schwer­punktthema »Der Künstler am Bauhaus« aus verschiedenen Perspektiven.