Von Marken- und Ortsbeziehungen
Das gilt auch für seine Vorträge. Nicht ohne Humor und oft auch provokativ beschrieb er die Beziehung zwischen Marke und Raum.
Ob große oder kleine, reale oder virtuelle, physische oder soziale Räume – sie alle können von Marken geprägt werden, denn Marken schaffen Räume und das, so Häusler, mit »totalitärem Gestaltungswillen«. Marken verändern aber nicht nur Räume, sondern auch Menschen. Oder wie es der Markenexperte beispielhaft formulierte: »Wo McDonald’s ist, verändern die Menschen ihre Physiognomie: Sie werden fett.«
Häusler, der sich gerne von spontanen Zwischenfragen unterbrechen lässt, erklärte auch das »Paradox der Wahl« und zeigte auf, warum eine große Auswahl nicht Freiheit bedeutet, sondern im Gegenteil beim Konsumenten die Angst vor Fehlentscheidungen erzeugt. Marken helfen hier, indem sie eine Orientierungsfunktion übernehmen. Quasi als Beweis für diese These erzählte Häusler, dass er selbst schon vor 40 Jahren beschlossen habe, seine Zähne nur noch mit blend-a-med zu putzen, um der schwierigen Frage nach der richtigen Zahnpasta zu entgehen.
Viele seiner Thesen und manche seiner provokanten Aussagen sorgten während und nach seinem Vortrag für einen regen Meinungsaustausch. Kontrovers diskutiert wurde mit Häusler auch im Anschluss bei der Nachtausgabe, die diesmal bei Literatur Moths stattfand. Umgeben von erlesenen Büchern und so manchem witzigen Kuriosum boten sich zahlreiche Gelegenheiten, bei einem Glas Wein mit Häusler ganz persönlich zu debattieren. In dieser inspirierenden Atmosphäre wurde die Nachtausgabe ihrem Namen gerecht, denn nicht wenige nutzten die Gelegenheit, bis spät in die Nacht über Marke und Raum zu philosophieren.
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