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Event

Den Sinnen trauen und verantwortlich gestalten

Rudolf Paulus Gorbach
25. März 2012
»Traue deinen Sinnen« lautete der Titel des Vortrags von Marcus von Hausen, der zusammen mit Irmgard Hesse »Zeichen & Wunder« (das keine Werbe­agentur sein soll) leitet. Marken müssen erfolgreich gestaltet werden, Respekt hat seinen Platz – und Übermut?

Im Vorprogramm Nina Stös­singers FF Ernestine: Seri­fen­betont, gleich­mäßiger Strich, sogar für 4 Punkt geeignet? Eine Schrift, die ich sofort auspro­bieren wollte. Ursprünglich wollte Stös­singer die »Industrie« digi­ta­li­sieren, viel­leicht ist auch noch der Einfluss der Hermes-Schreib­ma­schi­nen­schrift spürbar. Heraus­ge­kommen ist jedenfalls eine freundliche, seri­fen­betonte Schrift, die mehr Text­schrift sein sollte als nur schön anzusehen. Der Abend hatte gut begonnen.

Gutes Design muss sich nicht in den Vordergrund stellen, sagte Dieter Rams, und damit war von Hausen schon mitten im Thema. Die Zwänge des Alltags domi­nieren, aber manchmal kann man sich mit Qualität trotzdem durch­setzen. Aber kann sich ein Unter­nehmen überhaupt noch leisten, unauf­fällig zu sein? Längst weiß man auch, dass gerade schlechtes Design sehr auffällig ist. Zeichen & Wunder arbeitet haupt­sächlich mit Kommu­ni­kation im Raum, berät die Identität eines Unter­nehmens. Aber auch ganz kleine Dinge wie das Design von Brief­marken entstehen.

»Ange­mes­senheit«, erklärt Hausen, sei ein »schmutziger« Begriff. Was wäre das im Sinne von Ram? Und er wählt ein Wort, das ihm besser gefällt: Lagom (schwedisch für gerade richtig). Ohne Inhalt gäbe es kein Design. Und dafür müsse man vor dem Pitch Texte lesen. Und er meint, dass man sich sein Briefing meistens selbst machen müsse. Brüche müssten sein, Konsistenz allein reiche nicht. So will er mit seinem Team etwas Bezau­berndes schaffen. Ein gelungenes Beispiel war die blühende Magnolie auf einer Messe.

»Trau deinen Sinnen« gilt für Mita­r­beiter, aber auch für Entscheider. Vor der Selbst­über­schätzung braucht es manchmal Mut. Und respektlos mit einer Marke umzugehen, geht gar nicht.

Mit zwei Beispielen illus­trierte von Hausen einige seiner Gedanken. Das eigen­ständige Münch­ne­rische beim Sporthaus Schuster, dessen Auftritt Zeichen & Wunder seit dem Neubau in der Münchner Innenstadt betreut. Und das ganz ohne Weiß­wurst­bier­se­ligkeit.

Ein ganz anderes Projekt: SAP, Auftritt auf der Cebit 2012. Bisher war der Auftritt immer sehr klein­teilig. Mehr Bewegung auf der Messe, mehr Erlebnis und mehr persönliche Gespräche waren das Ziel. Ein gigan­tischer Messestand entsteht, inklusive eines wunder­schönen Qual­le­naquariums. Und Marcus von Hausen ist mit sich und der Verant­wortung im Reinen.

Bei der anschlie­ßenden Nacht­ausgabe in den Räumen von Zeichen & Wunder (wo vor Jahr­zehnten die Cliché­anstalt Osiris arbeitete) wurden noch Details diskutiert, auch mit den voll­zählig anwe­senden freund­lichen Mita­r­beiter/innen.

Fotos: © Michael Bund­scherer (Flickr)

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