Braucht Design neue »Formate«?
Die Prototypen des »Selbermachens« scheinen in der Industrie angekommen zu sein und werden von großen Marken wie Hermès nachgeahmt. Offene Werkstätten gibt es aber schon sehr lange, das wäre also nicht wirklich eine Innovation. Die Geschichte eines Produktes ist wichtiger als das Produkt selbst. Das kommt in unserer Event-Gesellschaft sicher gut an.
Marken würden die Menschen zu einem Teil des Produkts machen. Womit vielleicht nicht die Kultur des offeneren Label-Tragens gemeint ist, sondern die demokratische Teilhabe am Design. Nach Open Source nun auch Open Design, also »Volksdesign«.
Am Beispiel eines turbulenten Live-Layouts für den Verein Hamburg Hoch 11 zeigte Fischer-Appelt die Vorgehensweise, die nicht frei von Gags war. Die Schrift wurde ausgelost, die Farben nach dem Körpergewicht der Abstimmenden bestimmt. Am Ende kam nichts Befriedigendes heraus, und ihre Agentur schaltete sich ein. Diese formulierte einen realistischeren und fachlich fundierteren Vorschlag.
In der anschließenden moderierten Diskussion an einem anderen Ort hinterfragte Ulrich Müller die Aussage von Fischer-Appelt, ob wir noch im Barock oder schon weiter seien. Der Vergleich mit der Punk-Bewegung und ihrer wirtschaftlichen Vereinnahmung kam auf. Auch die Kommunikationsdesigner beklagten, dass ihre fundierte Arbeit damit hinfällig werde. Und Boris Kochan kommentierte Dieter Rams 10 Thesen zum Design aus der Sicht der Typografie, dass hier Innovationen schwieriger seien, weil die Lesefunktion so stark dominiere.
Im Vorprogramm stellte Alex Rütten seine Schrift Gingko vor, die er als Textschrift für den Buchdruck empfahl. Die Schrift folgt natürlich einigen anderen Vorbildern, ist relativ kräftig mit wenig Kontrast. Man sollte sie auf ihre Eignung testen.
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