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In der Kunst kommt es nicht auf irgendwie Meßbares, sondern auf das Sichtbare an.
Paul Renner

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Event

»Ich liebe Dieter Rams. Er mich nicht.«

Martina Kopp
10. März 2012
Das Geständnis einer uner­wi­derten Liebe stand am Anfang des Vortrags von Jochen Rädeker, der am 14. Februar 2012 im Gasteig in München stattfand. Die Gründer der Stutt­garter Desi­g­nagentur Strichpunkt, Kirsten Dietz und Jochen Rädeker, haben für ihr Buch »Good Design is a Tough Job« zwanzig Statements mit Schwerpunkt Kommu­ni­ka­ti­ons­design entwickelt, zunächst ohne im Vordergrund stehendem Bezug zu Rams zehn Thesen für gutes Produkt­design.

Die Analogie zu Rams Thesen veran­lasste Rädeker, ihn um einen kurzen Einlei­tungstext zu bitten. Seine Reaktion war uner­wartet: Über eine Assis­tentin ließ Rams antworten: »Wäre Dieter Rams die Queen, könnte er jetzt sagen: I’m not amused«. Rädeker stellte betroffen fest, dass sich sein »Respekt« vor Rams als »Übermut« entpuppte. Wie passend zum Jahresthema der tgm!

Die zwanzig Thesen Rädekers alle einzeln aufzu­zählen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Wie auch einige Zuhörer, die unruhig wurden, als klar wurde, dass Rädeker vorhatte, jede seiner Thesen einzeln vorzu­tragen. Halb so viele Thesen hätten es auch getan. Und um nicht wieder bei Dieter Rams zu landen: Der liebe Gott kam auch mit zehn Geboten hin.

Unab­hängig davon doku­men­tierte der Thesenautor in seinem Vortrag unglaublich spannende Projekte: Mit der Gestaltung der Staatsoper Stuttgart zeigte er, dass Design Ecken und Kanten braucht, um erfolgreich zu sein: »Good Design is uncom­fortable«. Auch ist gute Gestaltung für ihn nicht einfach ein Beruf. Vielmehr ist es eine Haltung, verbunden mit einer besonderen Verant­wortung, denn »wer Kunden ein scheiß Logo verkauft, versaut unsere Umwelt«.

Auf der anderen Seite ist »good design« auch ein »tough job«, denn nicht selten muss man hundertmal scheitern, bevor man Erfolg hat. Gutes Design ist eben nicht »reasonable«. In Rädekers Worten heißt das, dass man den Kopf nur durch das Herz erreicht. Deshalb müsse man immer wieder bewusst Regeln brechen und etwas »Bescheuertes« machen.

Viele Aussagen des Strichpunkt-Designers wie »Werbung ist sexy, Design ist Sex«, »Geniale Ideen sind einfach« oder »Gute Designer deko­rieren nicht, sie gestalten« sind im Gedächtnis geblieben. Dennoch hätten sich viele am Ende etwas mehr Kompri­mierung von Rädeker gewünscht. »Not amused« wie »Queen Rams« war am Ende aber niemand.

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