»Ich liebe Dieter Rams. Er mich nicht.«
Die Analogie zu Rams Thesen veranlasste Rädeker, ihn um einen kurzen Einleitungstext zu bitten. Seine Reaktion war unerwartet: Über eine Assistentin ließ Rams antworten: »Wäre Dieter Rams die Queen, könnte er jetzt sagen: I’m not amused«. Rädeker stellte betroffen fest, dass sich sein »Respekt« vor Rams als »Übermut« entpuppte. Wie passend zum Jahresthema der tgm!
Die zwanzig Thesen Rädekers alle einzeln aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Wie auch einige Zuhörer, die unruhig wurden, als klar wurde, dass Rädeker vorhatte, jede seiner Thesen einzeln vorzutragen. Halb so viele Thesen hätten es auch getan. Und um nicht wieder bei Dieter Rams zu landen: Der liebe Gott kam auch mit zehn Geboten hin.
Unabhängig davon dokumentierte der Thesenautor in seinem Vortrag unglaublich spannende Projekte: Mit der Gestaltung der Staatsoper Stuttgart zeigte er, dass Design Ecken und Kanten braucht, um erfolgreich zu sein: »Good Design is uncomfortable«. Auch ist gute Gestaltung für ihn nicht einfach ein Beruf. Vielmehr ist es eine Haltung, verbunden mit einer besonderen Verantwortung, denn »wer Kunden ein scheiß Logo verkauft, versaut unsere Umwelt«.
Auf der anderen Seite ist »good design« auch ein »tough job«, denn nicht selten muss man hundertmal scheitern, bevor man Erfolg hat. Gutes Design ist eben nicht »reasonable«. In Rädekers Worten heißt das, dass man den Kopf nur durch das Herz erreicht. Deshalb müsse man immer wieder bewusst Regeln brechen und etwas »Bescheuertes« machen.
Viele Aussagen des Strichpunkt-Designers wie »Werbung ist sexy, Design ist Sex«, »Geniale Ideen sind einfach« oder »Gute Designer dekorieren nicht, sie gestalten« sind im Gedächtnis geblieben. Dennoch hätten sich viele am Ende etwas mehr Komprimierung von Rädeker gewünscht. »Not amused« wie »Queen Rams« war am Ende aber niemand.
Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten
Brillante Unternehmenskommunikation
Eine Schrift wie ein edler Grabstein der Oberklasse. So könnte der Eindruck eines Laien beim Anblick dieses Covers sein. Dabei handelt es sich um die dritte, gewichtige Selbstdarstellung von Strichpunkt-Design aus Stuttgart »Good Design is a tough Job.«, die fast zeitgleich mit dem noch gewichtigeren »Reporten« erschien.
Von Ramsifikationen und Typofikationen Nr. 1
Die zehn Prinzipien guten Designs von Dieter Rams dienen der tgm im aktuellen Programm 2011/2012 zur Strukturierung der Vortragsreihe »Respekt und Übermut« zum Thema Verantwortung im Design. Diese »Ramsifikationen« lesen sich wie ein Leitfaden für verantwortungsbewusstes Design.
Typofikation Nr. 2
Die zehn Prinzipien guten Designs von Dieter Rams dienen der tgm im aktuellen Programm 2011/2012 zur Strukturierung der Vortragsreihe »Respekt und Übermut« zum Thema Verantwortung im Design. Diese »Ramsifikationen« lesen sich wie ein Leitfaden für verantwortungsbewusstes Design.
Die Arbeit von Kilian Stauss
Der Stankowski-Preis 2015 wurde an den Designer Kilian Stauss verliehen, der seit (nunmehr) einem Jahr auch Vorsitzender der tgm ist. Umso interessanter ist das Buch, das zu diesem Anlass von der Stankowski-Stiftung veröffentlicht wurde. Es zeigt, dass Stauss nicht nur ein Produktdesigner ist, sondern dass er auch eine starke Beziehung zur Typografie hat und diese auch in seinen Arbeiten zeigt.
Mit den Augen streicheln …
… oder in Design baden. Wie auch immer: Die Ortsbesichtigungen in den Depots der Neuen Sammlung – dem größten Designmuseum der Welt! – in den »Katakomben« der Münchner Pinakothek der Moderne waren traumhaft und kurzweilig. Wegen der großen Nachfrage konnte die tgm gleich an zwei Abenden durch die enormen Schätze des Museums streifen.