typographische
zitate
Gute Typo­grafie ist wesentlich ein Ergebnis wohl­über­legter Anordnung.
Jan Tschichold

Typographische
Gesellschaft
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Buchbesprechung

Zur Typografie der 15. documenta

Rudolf Paulus Gorbach
22. August 2022
Nicht oft ist Typo­grafie so eng mit einer Ausstel­lungs­tra­dition verbunden, wie dies bei der documenta erscheint. Hier ist nicht nur die Wort-Bildmarke (Logo) gemeint, sondern die Gesamtheit des visuellen infor­mie­renden Auftritts.

Nicht oft ist Typo­grafie so eng mit einer Ausstel­lungs­tra­dition verbunden, wie dies bei der documenta erscheint. Hier ist nicht nur die Wort-Bildmarke (Logo) gemeint, sondern die Gesamtheit des visuellen infor­mie­renden Auftritts.

Arnold Bode, Maler, Zeichner, Raum­künstler, Kurator, Hoch­schul­lehrer, Kunst­pädagoge und Begründer der documenta, erlebte die Welt des Bauhauses in den 1930er Jahren zusammen mit ehemaligen Bauhäuslern. Und so findet sich der Bezug zu den ersten Ausstel­lungen in Plakaten und Katalogen der documenta. Eine virtuelle Ausstellung dazu finden Sie auf documenta-bauhaus.de.

Plakat der 1. documenta 1955
Plakat der 1. documenta 1955
Plakat der documenta 1959
Plakat der documenta 1959
Plakat der documenta 1964
Plakat der documenta 1964

In den Katalogen und Hand­büchern zur documenta wurde der funk­tional-konstruktive Ansatz der Gestaltung meist fort­geführt.

Dies gilt jedoch nicht für die Logos der einzelnen documenta-Jahre, die künst­le­rischen oder später auch Marke­ting­ge­sichts­punkten folgen sollten.

Handbücher der Ausstellung für documenta 13 (2012), 12 (2007), 11 (2002) und 9 (1992)
Handbücher der Ausstellung für documenta 13 (2012), 12 (2007), 11 (2002) und 9 (1992)
Bücher zu einzelnen Künstlern. documenta 2012
Bücher zu einzelnen Künstlern. documenta 2012

Die 15. documenta 2022 erscheint in den Druck­sachen etwas anders, so wie die gesamte Ausstellung einem anderen Geist folgt.

Das sich wild gebärende Logo verliert sich in den Texten. Die Gestaltung der vier Publi­ka­tionen zur documenta 15 erinnert nicht an ein Kunstbuch, sondern viel­leicht eher an ein Kinderbuch.

Drucksachen zur documenta 15: Für die Leichte Sprache (rechts) wird das Logo endgültig unbrauchbar.

Für meine Besprechung des Katalogs gibt es hier enorme Einschrän­kungen. Denn der Verlag schickt für die Rezension nur PDFs der Doppel­seiten der vier Begleit­bücher. In diesen PDFs gibt es keine Navi­gation, sondern es handelt sich lediglich um Abbil­dungen der Doppel­seiten der Print­ausgaben. So ist es – wie immer bei Bild­schirm­be­gut­ach­tungen – kaum möglich, gezielte Aussagen über die Gestaltung zu machen. Und das lässt für die Zukunft des gedruckten Buches nicht gerade hoffen.

Die recht bunte Gestaltung setzt sich im Inneren der Bücher fort. Das Material der Illus­tra­tionen führt ein Eigenleben und dominiert die Bücher. Am Bücherstand der documenta habe ich die Bücher dann wenigstens kurz leib­haftig gesehen und haptisch mit Erstaunen wahr­ge­nommen. Die Lesbarkeit war hier wohl nicht die wich­tigste Aufgabe und die Mikro­ty­po­grafie verbes­se­rungs­würdig. Wie heute üblich, wurden nach Möglichkeit ganz neue Schriften verwendet. Mit den Schriften hat sich ein Beitrag in der Zeit­schrift »Grafik­magazin« 4/2022 beschäftigt.

Ich gehöre nicht zu den documenta-Kritikern, bin seit Jahr­zehnten von diesen Ausstel­lungen fasziniert, war und bin auch von den Projekt­be­schrei­bungen der documenta 15 begeistert. So sehr, dass ich mich frage, ob es nach der Lektüre der einzelnen documenta-Beiträge überhaupt einer Ausstellung mit umfang­reichen Texten und langen Videos bedurfte?

documenta fifteen Handbuch
Hrsg. Ruangrupa, Text(e) von Ruangrupa, A.K. Kaiza, Alvin Li, Andrew Maerkle, Ann Mbuti, Annie Jael Kwan, Ashraf Jamal, Wong Binghao, Camilo Jiménez Santofimio, Carine Zaayman, Carol Que, Chiara De Cesari, Dagara Dakin, Enos Nyamor, Farhiya Khalid, Ferdiansyah Thajib, Hera Chan, Joachim Ben Yakoub, Krzysztof Kosciuczuk, Marta Fernández Campa, Max Kühlem, Nuraini Juli­astuti, Övül Ö. Durmusoglu, Pablo Larios, Ralf Schlüter, Rayya Badran, Skye Arundhati Thomas, Tina Sherwell
320 Seiten, 150 Abb.
Klap­pen­broschur
ISBN 978–3–7757–5281–7
25 €

Gehen, Finden, Teilen
Ein illus­triertes Begleitbuch zur documenta fifteen

ISBN 978–3–7757–5283–1
15 €

Majalah lumbung
Ein Magazin über Ernten und Teil
ISBN 978–3–7757–5285–5
30 €

lumbung erzählen
ISBN 978–3–7757–5286–2
18 €

alle im HatjeCantz Verlag, Berlin 2022

Einen hervor­ra­genden Überblick über die documenta 15 bietet die Sonder­ausgabe des Kunst­forums (Band 283).