typographische
zitate
Ich hatte das Glück, zu verstehen, dass die Schrift etwas Lebendiges ist.
Adrian Frutiger

Typographische
Gesellschaft
München e. V.

Goethe­straße 28 Rgb.
80336 München

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089.7 14 73 33

Verein

tgm zeigt Haltung

Dr. Hermann Iding
20. August 2025
Im Juni fand die Mitglie­der­ver­sammlung der Typo­gra­phischen Gesell­schaft München e. V. statt: Einigkeit bei den Perso­na­l­fragen, inter­es­sierte und leiden­schaftliche Diskussion über eine vorge­schlagene Grund­satz­po­sition – und zum Schluss ein trag­fähiger Konsens. Ein gutes Beispiel für ein respekt­volles Mitein­ander, das mit dem Anstoßen auf das 135-jährige Jubiläum endete.
Der neue Vorstand der Typographischen Gesellschaft München e.V. (v.l.n.r): Petra von Kardorff, Michi Bundscherer, Catherine Hersberger, Dr. Hermann Iding
Der neue Vorstand (v.l.n.r.): Petra von Kardorff, Michi Bundscherer, Catherine Hersberger, Dr. Hermann Iding

Grund­satz­po­sition »Gestaltung braucht Haltung«

Themen wie inklusive Gestaltung, künstliche Intel­ligenz oder die Angriffe auf kulturelle und demo­kra­tische Werte machen deutlich: Typo­grafie ist nie neutral. Sie entscheidet über Zugäng­lichkeit, trans­portiert Haltungen und prägt, wie Wirk­lichkeit gelesen und gedeutet wird – und ist somit auch kulturell, ethisch und politisch relevant.

Vor diesem Hintergrund stellte der Vorstand die Grund­satz­po­sition »Gestaltung braucht Haltung« vor. Sie formuliert die gemeinsamen Werte – nach innen als Leitlinie für die Arbeit, nach außen als öffent­liches Bekenntnis zu einer gestalteten Kommu­ni­kation, die Verstän­digung und Teilhabe fördert.

Die Mitglie­der­ver­sammlung disku­tierte engagiert die Grund­satz­po­sition, modi­fi­zierte sie und verab­schiedete sie schließlich mit Mehrheit und bekannte sich damit zu einer Haltung.

Weiter­bildung mit Relevanz

Im Herbst/Winter 2024 wurde ein neues Semin­arteam aufgebaut, das das Weiter­bil­dungs­programm inhaltlich wie orga­ni­sa­torisch neu gestaltete. Catherine Hers­berger koor­diniert dieses Team und pflegt auch die Koope­ration mit den Part­ner­in­sti­tu­tionen WEI SRAUM Innsbruck sowie der sgd Schweiz.

Inhaltlich wurde das Programm erweitert und um neue Themen ergänzt – etwa zu Social Media, Figma oder künst­licher Intel­ligenz. Besonders gefragt war erneut das Seminar »Barrie­refrei publi­zieren mit InDesign-PDFs«.

Durch die neuen Räume im oekom hub, in unmit­telbarer Nähe zum Haupt­bahnhof, stehen der tgm nun auch attraktive Möglich­keiten für Präsenz­se­minare zur Verfügung.

Vorstandsteam

Prof. Xuyen Dam und Petra Wöhrmann haben sich aus der Vorstands­arbeit zurück­gezogen und stellten sich nicht mehr zur Wahl. Das restliche Vorstandsteam bekräftigte seinen Willen zur Weiter­arbeit und wurde einstimmig wieder­gewählt:
Michi Bund­scherer (1. Vorsit­zender), Dr. Hermann Iding (2. Vorsit­zender), Petra von Kardorff (Schatz­meisterin) und als weiteres ordent­liches Mitglied des Vorstands Catherine Hers­berger.

Ein besonderer Dank galt Prof. Xuyen Dam für die enga­gierte Leitung der Vortragsreihe, Petra Wöhrmann für ihr lang­jähriges Enga­gement im Vorstand – auch als ehemalige Vorsitzende – und Petra Marth für ihren uner­müd­lichen Einsatz in der Semi­nar­arbeit.


Zur Zukunft der tgm

Die tgm befindet sich in einer Phase der Neujus­tierung – stra­tegisch, inhaltlich und orga­ni­sa­torisch. Vor dem Hintergrund gesell­schaft­licher, tech­no­lo­gischer und gestal­te­rischer Verän­de­rungen gilt es, den eigenen Auftrag weiter­zu­ent­wickeln: Welchen Beitrag kann Typo­grafie in einer zunehmend digi­ta­li­sierten, frag­men­tierten und von künst­licher Intel­ligenz geprägten Kommu­ni­ka­ti­ons­kultur leisten? Und wie kann die tgm diesen Wandel mitge­stalten?

Im Zentrum steht weiterhin der Anspruch, Mitglied­schaft nicht nur als formalen Status, sondern als gelebte Gemein­schaft zu verstehen – durch persönliche Ansprache, aktive Betei­ligung und Formate, die Begegnung ermög­lichen. Die tgm will nicht nur Angebote machen, sondern Bezie­hungen stiften.

Gleich­zeitig soll das Verständnis von Typo­grafie erweitert werden: über typo­gra­fisches Handwerk und Gestal­tungs­praxis hinaus hin zu ihrer kultu­rellen Wirkung. Denn Typo­grafie formt Aufmerk­samkeit, trägt Bedeutung und prägt unsere Wahr­nehmung der Welt. Als Verknüp­fungs­dis­ziplin ist sie heute mehr denn je Schlüssel für Orien­tierung, Verständnis und Verstän­digung.

Die tgm versteht sich nicht nur als reine Fach­ge­sell­schaft, sondern als Plattform für Reflexion, Austausch und Verant­wortung in visueller Kommu­ni­kation. Typo­grafie in guter Gesell­schaft – das heißt auch: gemeinsam sichtbar machen, was zählt.

Die über­a­r­beitete und verab­schiedete Grund­satz­po­sition »Gestaltung braucht Haltung« finden Sie unter: tgm-online.de/verein/publi­ka­tionen

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