Resistenza Tipografica since 1450
In unserer digitalen und überpräsenten Gestaltung ist das Analoge doch nicht weg. Oft beschworen, trotzdem geblieben. Und es ist nicht nur die Faszination an der alten bleiernen Satz- und Drucktechnik, wie sie im Druckkunstmuseum so wunderbar gezeigt wird, sondern sie zeigt sich auch bei gestalteten Arbeiten. Arbeiten die im Blei- oder »Holz«satz entstanden sind. Beschränkung durch die alte Technik? Eher nicht. Manche Arbeiten erinnern zwar an die gestalterische Blütezeit der fünfziger und sechziger Jahre. Aber man bemerkt immer wieder, dass viele Ideen, die im digitalen Satz so wunderbar realisiert wurden, durchaus auf Ideen dieser Zeit beruhen. Man muss nicht gleich die Gruppe Grapus als Beispiel nehmen (die allerdings mehr mit der analogen Offsetvorbereitung zu tun hatte). Aber in der gestalterischen Praxis und besonders bei den Pressen wurden viele Ideen unter äußerst schwierigen technischen Umständen realisiert.
Und so nehmen viele Beispiele den Bezug zu dieser analogen Zeit auf, haben eine »raue Qualität« und sind in der Gestaltung oft weiterentwickelt. Und vermutlich gelingt das auch durch das analoge Machen mit einer analogen Technik, die es bald schon 500 Jahre gibt.
Die Ausstellung im Museum für Druckkunst läuft noch bis 15. November 2020.
Katalog
From Futura to the Future
International Letterpress Workers
40 Seiten
Rückstichbroschur mit umgelegten Umschlag
Museum für Druckkunst, Leipzig 2020
ISBN 979–3–8917257–6–6
7,50 Euro
Gleichzeitig möchte ich auf die Ausstellung des Vereins für die Schwarze Kunst hinweisen. Bis Ende Oktober ist in der Papiermühle Homburg (Main) die Ausstellung BEEINDRUCKEND zu sehen. Gezeigt werden Arbeiten der auf der Walz entstandenen Arbeiten.
Die Walz ist eine Ausbildungsinitiative des Vereins für Schwarze Kunst, wo mittels Stipendien in einem Walz-System Handsatz und Buchdruck ausgebildet werden. Das geschieht in 17 verschiedenen Werkstätten, eine großartige Möglichkeit um die sonst verschwindenden Techniken von Handsatz und Hochdruck zu erhalten.
Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten
artDate – Schwarze Kunst
Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der Galerie Bender, die seit vielen Jahren Künstler vertritt, die sich intensiv mit der Farbe Schwarz auseinandersetzen. Dabei entdecken wir die faszinierenden Werke von Raphael Grotthuss und weiteren Künstlern und erfahren mehr über die unerwarteten Dimensionen dieser scheinbar einfachen Farbe.
Kubanische Plakatkunst
Slanted #21: CUBAN POSTER ART – The New Generation erscheint im Frühjahr 2013 mit einem Umfang von 320 Seiten (!). Wie der Titel schon sagt, geht es um aktuelle, kubanische Plakatkunst und Design – den jungen, talentierten Kubanern soll eine Plattform geboten und der Welt gezeigt werden, welch großartige Dinge dort entstehen.
Anette Lenz und ihre experimentelle Ordnung
»Was lange währt, wird gut« und vom Wert des Wandels erfuhr man sehr schnell von Anette Lenz in einem anderen Sinn. Der schöne Text in der Ankündigung ist vergessen, denn manchmal kommt es doch im Vortrag selbst ganz anders. Boris Kochan begeisterte sich für die Werkstatt von Anette Lenz in Paris und meinte in seiner Vorstellung, dass sie einfach über das, was sie macht, reden sollte.
Paula Scher – ein Ausstellungsbesuch
Es ist die erste Ausstellung (23. 6. 2023 bis 22. 9. 2024) in Deutschland, die Paula Scher gewidmet ist und die sie mit viel Gespür für den Raum einzigartig inszeniert hat. Immer steht die Typografie im Fokus all ihrer Arbeiten, egal ob es sich um ein Logo, Corporate-Identity-Aufträge, Plattencover oder die Arbeiten für Organisationen wie das New York Public Theatre handelt. Seit 1991 ist sie Partnerin in der New Yorker Niederlassung von Pentagram.
Bleisatz und (Buch)Druck
Das Handwerk der »Schwarzen Kunst« ist wieder populär geworden. Die Gründe hierfür dürften vielfältig sein: die Liebe zu einem handwerklichen System, das es so nicht mehr gibt, und die Lust am handwerklichen Machen: Setzen im Handsatz, Seiten umbrechen, Formen schließen, »echt drucken«, Werkstatt riechen.