Ordnung durch Raster
Eine reduzierte Geschichte der Rasterarten wird im Kapitel A beschrieben und dargestellt. Der Satzspiegel im Roman oder in der Zeitung werden gegenüber gestellt. Die bekannte Konstruktion eines Satzspiegels im Goldenen Schnitt wird übergenau dargestellt. Verschiedene Arten von Randprogressionen im Textbuch werden gezeigt. Mit dem Raster im Sachbuch oder Kunstbuch wird es konkreter und hier folgen auch die schwierigen Umstände von Zeilenspiegel und Bildeinbau. Zu jeder Buchkategorie werden auch zahlreiche Beispiele aus der Praxis gezeigt, allerdings ohne eingezeichnetem Raster.
Für den Raster im Magazin zeigt Voelker Seiten des »Spiegels«. Das ist dann auch relativ einfach, da es hier nicht sehr viel verschiedene Elemente gibt und die Horizontalen im Raster nicht bedeutend sind.
Sehr gut wird im Kapitel zum Raster im Web das Verschwinden des starren Rasters erklärt und was das bedeutet für ein liquides und adaptives Design.
Die Idee und der Zusammenhang zur Miniskizze und Skizze werden logisch erläutert. In ergänzenden Kapiteln geht es um Ordnung an sich, Verantwortung im Design, oder Reiz und Reaktionen. Schließlich endet das Buch mit einer dichten Betrachtung von Intuition und Methoden in der Gestaltung.
Auf die Problematik der Proportionen wird leider nicht eingegangen. Als System wird wiederholt die Fibonacci-Reihe erwähnt, die nun leider in den unteren Zahlenbereichen keine reinen Proportionen zulässt. Das Buch ist didaktisch sehr gut gestaltet, kommt also auch dem »flüchtigen« Leser entgegen. Die seitlich angebrachten Kapitel- und Seitenverweise sind zwar nett, wären aber für eine komplexere inhaltliche Struktur vielleicht eher angebracht.
Ulysses Voelker
Ordnung in der Gestaltung
Grafische Raster in Theorie und Praxis
176 Seiten mit 150 Abbildungen
Ganzpappband
Verlag Niggli, Salenstein, 2019
ISBN 978–3–7212–0995–2
35 Euro
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