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Buchbesprechung

Maß und Proportion in Le Corbusiers Modulor

Rudolf Paulus Gorbach
25. April 2023
Beim Modulor handelt es sich um ein Propor­ti­ons­system, das zwar für die Archi­tektur geschaffen wurde, aber auch für andere Diszi­plinen wie die Typo­grafie brauchbar sein könnte.
Plakat über Die Modulor-Ausstellung 2023 im Le Corbusier Pavillon, Zürich. Für die Gestaltung des Plakates wurden Bildelemente von LeCorbusier benützt.

Plakat zur Ausstellung über den Modulor, das mit Bild­details von Le Corbusier gestaltet wurde.

Im schon 2018 wunderschön reno­vierten Pavillon Le Corbusiers am Zürichsee gibt es eine Ausstellung speziell über den Modulor (mit dessen Maße der Ausstel­lungs­pa­villon gebaut wurde). In der Medi­en­führung erläu­terten der Architekt (und Spezialist für Le Corbusiers Werk) Arthur Ruegg und Christian Brändle (Leiter des Museums für Gestaltung) die kleine, aber sehr sorg­fältig gestaltete Ausstellung über die Entstehung des Modulors. Die Absicht war eine universelle Zahlenreihe für eine größt­mögliche Harmonie. Dabei bezog sich Le Corbusier auf ein mensch­liches Maß (Körpergröße 183 cm, ausge­streckte Hand 226 cm, Sola­r­plexus 113 cm). Zwei kompatible Maßreihen entstanden daraus in den jeweiligen Abständen des Goldenen Schnitts. In der Suche danach bezog sich Le Corbusier auf Vorkommnisse in der Natur und in der Baukunst. Und schließlich wurde nicht nur der Ausstel­lunspa­villion mit den Maßen des Modulors gestaltet und gebaut, sondern auch die berühmt gewordenen Gebäude wie die Wall­fahrts­kirche Ronchamp, das Kloster La Tourette, die indische Stadt Chan­digarh oder das berühmte große Wohn­gebäude in Marseille. Den Modulor selbst als Vermittler eines Raum­gefühls lässt sich im Pavillon in Zürich ganz wunderbar erleben.

Le Corbusier schrieb in seiner Vorrede zum 1950 erschienenen »Der Modulor«: 1. Das Wort ›Archi­tektur‹ umfasst hier: … [auch] die Kunst der Typo­graphie von Zeitungen, Zeit­schriften und Büchern«. Das  Ausstellungs-Buch, aber auch die zahl­reichen Bücher von Le Corbusier selbst igno­rieren den Modulor. Schade, dass auch die Gestalter der sehr schönen Ausstellungs-Broschur den Modulor nicht hierfür benützten.

Christian Brändle / Arthur Ruegg
Der Modulor. Maß und Proportion
48 Seiten
155 × 155 mm (Modu­lorzahl wäre 165 mm gewesen)
Broschur 
Museum für Gestaltung, Zürich 2023
ISBN 978–3–907265–22–2
10 CHF

Anmerkung
Das Thema von Proportion und Raster hat die tgm wiederholt beschäftigt. So refe­rierte Hans Rudolf Bosshard im März 2007 vor der tgm über Raster­systeme. Ein kurzer Bericht erschien in den »
vier seiten« Nr. 33 vom Juni 2007.

Paul von Naredi-Rainer sprach im Februar 2003 über »Propor­tionen in der Archi­tektur – Harmonie in der Gestaltung«. Bericht hierzu finden Sie in den »vier seiten« Nr. 20 vom März 2003.

Rudolf Paulus Gorbach arbeitet erneut an einer umfang­reichen Studie zur konse­quenten Anwendung des Modulors für Bücher und Druck­sachen.