Die Grundlagen der Gestaltung in einem differenzierten Prozess
Die Frage ist berechtigt, da der Autor André Vladimir Heitz die vier Bände unter sehr unterschiedlichen Ansätzen behandelt.
Der Autor geht von vier Blickrichtungen aus:
1. Band: Prozesse und Programme,
2. Band: Strukturen und Systeme,
3. Band: Zeichen und Kontext,
4. Band: Identitäten und Differenzen.
Sieben Jahre hat Heitz für Forschung und Recherche mit unzähligen Fallbeispielen und Projektdarstellungen aus Ateliers und persönlichen Archiven zugebracht. Die Buchstruktur erklärt er und motiviert zu einem Lesen in einer Erzählstruktur. Auszeichnungen im Text informieren über den Ablauf und Stand des Wissens. Betonungen, die er mit musikalischer Praxis vergleicht, Diagramme, die Zusammenhänge leichter verständlich machen, Beispielbeschreibungen werden eingefügt, Spuren von anderen Gestaltern und Autoren, deren Arbeiten und Wissen mit aufgenommen wurden, werden zitiert. Bildfolgen, die durch das Bild laufen, schaffen Verständnis und das Ganze ist eine schon fast enzyklopädische Arbeit, die ganz fundamental beginnt.
In allen Kapiteln kann man das Thema gründlich anhand der Aspekte und Fragestellungen bearbeiten. Heitzs Sprache ist zwar nicht wissenschaftlich, aber sehr klar und angenehm. Für die Lehre der Gestaltung ein ungeheurer Fundus. Danach zu arbeiten ist langwierig, aber letztendlich scheint mir das sehr effektiv zu sein. Wo anfangen?, fragte ich mich, wo doch so oft alle vier Bereiche eine Rolle spielen? Aber vielleicht kann ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten, was wir mit dem fantastischen und riesigen Heitz-Werk anfangen und realisieren konnten.
André Vladimir Heitz:
Grundlagen der Gestaltung
4 Bände, insgesamt 1436 Seiten
Verlag Niggli, Sulgen,
133 Euro
ISBN 3–7212–0805–4 2012
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