Archigrafie
Dieses Buch ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Agnes Laube, einer herausragenden Schweizer Grafikerin, und Michael Widrig, Professor für Architektur. Und so erläutert der Text immer wieder die Anliegen beider Seiten.
Eine kurze – gut illustrierte – Geschichte der Archigrafie beginnt mit der Diffamierung des Ornaments durch Adolf Loos, geht auf handwerkliche Aspekte ein und würdigt den »Swiss Style« in seiner Beschriftungsthematik. Was Signaletik für eine zielführende Wegführung bedeutet, aber auch das Gegenteil, was vom verspielten Las Vegas gelernt werden kann und schließlich, was Beschriftungskultur im 21. Der differenzierte Kontrast zwischen Selbst- und Fremdwerbung wird in diesem Zusammenhang skizziert.
Der Hauptteil des Buches stellt 28 Projekte vor, für die Architektur und Archigrafie hervorragend zusammenpassen. Bekannte und weniger bekannte Objekte wie der Neubau des Kunstmuseums Basel, das neue Wallraf-Richartz-Museum in Köln, das Toni-Areal in Zürich und das RBC-Center in Montpellier sowie die Bibliothek Cottbus werden nur als Beispiele genannt. Die einzelnen Beschreibungen gehen auf städtebauliche Aspekte ein, beschreiben den Bau selbst und vor allem die Art und Weise der Anwendung von Typografie am Gebäude und dessen Integration.
Im Anhang geht es um den Wandel der Technik bei Gebäudebeschriftungen. Die verschiedenen Techniken – von Meißeln bis zu LED-Fassaden – werden dargestellt, und es gibt schließlich auch Hinweise für den Prozess solcher Arbeiten, die an einem Projekt beteiligt sind.
Die Ästhetik und das Design des Buches sind im perfekten »Swiss Style« gehalten, klar und unaufgeregt. Lediglich die fast erdrückenden Versal-Überschriften fallen auf.
Agnes Laube, Michael Widrig
Archigrafie
Schrift am Bau
168 Seiten
220 × 280 mm
Klappen-Broschur
Birkhäuser Verlag, Basel 2016
ISBN 978–3–0356–0567–9
49,95 Euro
Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten
Bildbau in der Architektur
Architekturfotografie ist längst nicht mehr nur Dokumentation, sondern geht darüber hinaus und interpretiert ein bildwürdiges Objekt. Ein Band aus der Publikationsreihe S AM begleitet eine Ausstellung im Architekturmuseum Kunsthalle Basel. Der Band ist besonders interessant für Designer, da die Texte nicht nur reflektieren, sondern auch direkte Auskunft und Informationen bieten.
Annett Zinsmeisters Systemsicht der Platte
Die Künstlerin Annett Zinsmeister sieht all ihre Arbeiten unter dem Thema »Umbruch mit Wandel«. Und das scheint nicht nur ein Kompliment an das Jahresthema der tgm zu sein sondern sie zeigte das auch. Da fällt auch gleich das Zitat von Heraklit: Nichts ist so beständig wie der Wandel.
Die Arbeit von Kilian Stauss
Der Stankowski-Preis 2015 wurde an den Designer Kilian Stauss verliehen, der seit (nunmehr) einem Jahr auch Vorsitzender der tgm ist. Umso interessanter ist das Buch, das zu diesem Anlass von der Stankowski-Stiftung veröffentlicht wurde. Es zeigt, dass Stauss nicht nur ein Produktdesigner ist, sondern dass er auch eine starke Beziehung zur Typografie hat und diese auch in seinen Arbeiten zeigt.
Der Raum, weitaus größer als in der Typografie
Im überfüllten großen Saal im Haus der Architektur sprach Stefan Behling vom Büro Norman Foster, London innerhalb einer Kooperation zwischen tgm und der Bayerischen Architektenkammer. »Zukunft bauen« hieß der Vortrag und es ging vor allem um die im Bau befindliche Stadt Masdar und dabei um eine ganz neue Dimension des Städtebaus.