typographische
zitate
Good typo­graphy puts you in a good mood!
Richard Rutter

Typographische
Gesellschaft
München e. V.

Goethe­straße 28 Rgb.
80336 München

info@tgm-online.de
089.7 14 73 33

Buchbesprechung

Nachwuchs, Studium und Wert der Typografie

Rudolf Paulus Gorbach
18. November 2011
Die Welt der Typo­grafie aus der Sicht junger Designer. Projekte und Interviews mit Studenten und Professoren geben einen tiefen Einblick, wie sich Typo­grafie in der modernen Desi­gnaus­bildung entwickelt und darstellt.

Doch eigentlich geht es um den typo­gra­fischen Nachwuchs und darum, wie Studierende mit Typo­grafie umgehen. Und das wird anhand von Projekten aus den Kapiteln Schrift, Editorial und Expe­riment aus Ausbildung und Studium der letzten fünf Jahre gezeigt. Für Studierende sind neben den gezeigten, durchaus inter­es­santen Arbeiten vor allem die Kurz­in­terviews mit den gestal­tenden Studie­renden spannend und informativ. Gefragt wird nach dem jeweiligen Erwachen des Interesses, nach Typo­grafie als Gestal­tungs­element, nach der Lieb­lings­schrift, nach der eigenen Zufrie­denheit im Bereich Typo­grafie und nach der Zufrie­denheit mit der Hoch­schule, an der die Studie­renden einge­schrieben sind. Insgesamt handelt es sich um sehr enga­gierte junge Typo­grafen, deren Einstieg in die Praxis Gutes erwarten lässt.

Ein Sonderteil enthält Interviews mit zehn Typografie-Professorinnen und -Professoren. Einige Zitate daraus:

  • »In Deutschland hingegen [im Gegensatz zu den Niederlanden] wird ein Kommunikationsdesigner als Dienstleister wahrgenommen, der sich den ökonomischen Erfordernissen unterzuordnen hat.  Das ist ziemlich engstirnig und entbehrt jeglichen Esprits und jeglicher Fantasie.«
    Heike Grein, Hamburg
  • »Die Studierenden sollten heute nicht nur alles wissen, sie müssen es auch anwenden können«. Nora Gummert-Hauser, Krefeld.Meinem Lehrer Volker Küster »ist es gelungen, mir eine bestimmte Sichtweise nahezubringen, nämlich dass alles inhaltlich verankert ist und Design-Entscheidungen begründbar sein müssen.«
    Jürgen Huber, Berlin
  • »Wichtig dabei ist zudem, irgendwann ähnliche Schriften anhand ihrer Unterschiede auseinander halten zu können …«
    Christian Hanke, Berlin
  • »Was typografische Fehler oder Satzfehler betrifft, bin ich auch absolut fehlerintolerant und sehr streng.«
    Indra Kupferschmid, Saarbrücken
  • »Ich versuche, Typografie als wichtigen Bestandteil der Allgemeinbildung zu vermitteln, nicht nur als undurchschaubares Fachwissen für Korinthenkacker.«
    Jan Rutherford
  • [Schlechte Typografie] »drückt auch eine gewisse Missachtung der Texte aus. Seltsam, dass die belanglose oder eben einfach nur ungestaltete Typografie einen immer breiteren Raum einnimmt, obwohl es viele ausgefeilte Werkzeuge gibt …«
    Bettina Müller, Potsdam
  • »Daher halte ich es für grundsätzlich gleichgültig, an welcher Stelle man einsteigt; [in die Typografie] wesentlich sind Neugier und Offenheit – über den Studienabschluss hinaus.«
    Ulrike Stoltz, Braunschweig
  • »Der Computer ist kein Zaubergerät. Deshalb ergibt es mehr Sinn, zunächst Gelassenheit in den Werkstätten zu üben, sich mit dem Material vertraut zu machen, und dann die Idee zu digitalisieren«. Rayan Abdullah, Leipzig.
  • »Typografie ist kein Nebenfach – es ist ein Gebiet, das alle möglichen Arten von Projekten und Aufgaben begleitet. Letztlich ist die Typografie dafür da, den Leser zu bedienen.«
    Dan Reynolds

Nadine Roßa, Andrea Schmidt, Patrick Marc Sommer (Hrsg.):
Typo­versity
240 Seiten
Norman Beckmann Verlag, Hamburg 2011
24,90 Euro

ISBN 978–3–939028–25–3

www.typo­versity.com

Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten

Buchbesprechung

Nachwuchs, Studium und Wert der Typo­grafie

Rudolf Paulus Gorbach

Die Welt der Typo­grafie aus der Sicht junger Designer. Projekte und Interviews mit Studenten und Professoren geben einen tiefen Einblick, wie sich Typo­grafie in der modernen Desi­gnaus­bildung entwickelt und darstellt.

Buchbesprechung

Design studieren 2023

Rudolf Paulus Gorbach

Was macht Design für die Gesell­schaft wertvoll? Und welche Rolle spielt hierzu die Ausbildung? Damit beschäftigt sich eine Studie der iF Design Foun­dation, offen­sichtlich nicht mit über­wäl­ti­gender Anteilnahme der einschlägigen Hoch­schulen.

Titelseite Desgnstudium Deutschland 2023
Buchbesprechung

Schrift­ge­staltung in Zürich

Rudolf Paulus Gorbach

Warum gestaltet jemand eine neue Schrift, wo es doch unzählige gibt, vor allem neue? Zum Brot­erwerb dient es eher selten. Aber das Entwickeln und Gestalten einer neuen, eigenen Schrift bietet dem Schrift­ge­stalter inter­essante und viel­fältige Erfah­rungen. Rudolf Barmettler von der Zürcher Hoch­schule für Gestaltung berichtet aus seiner umfang­reichen Erfahrung über die Ausbildung von Schrift­ge­staltern und über Aspekte rund um das Thema.

Buchbesprechung

Haltung und Typo­grafie

Rudolf Paulus Gorbach

Texte, die Studenten des Fach­be­reichs Kommu­ni­ka­ti­ons­design auf das Fach Typo­grafie vorbe­reiten sollen, finden sich in dieser Publi­kation. Einige Professoren der Fach­hoch­schule Mainz disku­tieren darüber in einem (abge­druckten) Gespräch.

Branche

»Lesbar« in Dortmund

Rudolf Paulus Gorbach

Lesbarkeit – vor allem im Bereich der Wissens­ver­mittlung und der didak­tischen Typo­grafie – zeigt bisweilen Mängel. Das Spektrum reicht von der Schrift bis zur Typo­grafie. Um diese Mängel zu benennen und die Qualität als Ganzes zu fördern, hat sich eine Initiative gebildet: die Gruppe »Lesbar, Typo­grafie für die Wissens­ver­mittlung«.

FH Dortmund: Design
Buchbesprechung

Expe­ri­mentelle Typo­grafie heute

Rudolf Paulus Gorbach

Typo­gra­fische Expe­rimente sind für Gestal­te­rinnen und Gestalter sehr reizvoll. Denn dabei verlässt man oft die Funk­tionen der Typo­grafie und nähert sich sogar der Kunst. Die Frage ist: Wann oder wo beginnt Gestaltung als Expe­riment? Wo verlässt es die eigentliche Typo­grafie? Und inwiefern kann sie für eine zeit­gemäße Desi­gnfor­schung von Nutzen sein?