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Ich hatte das Glück, zu verstehen, dass die Schrift etwas Lebendiges ist.
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Buchbesprechung

Nachwuchs, Studium und Wert der Typografie

Rudolf Paulus Gorbach
18. November 2011
Die Welt der Typo­grafie aus der Sicht junger Designer. Projekte und Interviews mit Studenten und Professoren geben einen tiefen Einblick, wie sich Typo­grafie in der modernen Desi­gnaus­bildung entwickelt und darstellt.

Doch eigentlich geht es um den typo­gra­fischen Nachwuchs und darum, wie Studierende mit Typo­grafie umgehen. Und das wird anhand von Projekten aus den Kapiteln Schrift, Editorial und Expe­riment aus Ausbildung und Studium der letzten fünf Jahre gezeigt. Für Studierende sind neben den gezeigten, durchaus inter­es­santen Arbeiten vor allem die Kurz­in­terviews mit den gestal­tenden Studie­renden spannend und informativ. Gefragt wird nach dem jeweiligen Erwachen des Interesses, nach Typo­grafie als Gestal­tungs­element, nach der Lieb­lings­schrift, nach der eigenen Zufrie­denheit im Bereich Typo­grafie und nach der Zufrie­denheit mit der Hoch­schule, an der die Studie­renden einge­schrieben sind. Insgesamt handelt es sich um sehr enga­gierte junge Typo­grafen, deren Einstieg in die Praxis Gutes erwarten lässt.

Ein Sonderteil enthält Interviews mit zehn Typografie-Professorinnen und -Professoren. Einige Zitate daraus:

  • »In Deutschland hingegen [im Gegensatz zu den Niederlanden] wird ein Kommunikationsdesigner als Dienstleister wahrgenommen, der sich den ökonomischen Erfordernissen unterzuordnen hat.  Das ist ziemlich engstirnig und entbehrt jeglichen Esprits und jeglicher Fantasie.«
    Heike Grein, Hamburg
  • »Die Studierenden sollten heute nicht nur alles wissen, sie müssen es auch anwenden können«. Nora Gummert-Hauser, Krefeld.Meinem Lehrer Volker Küster »ist es gelungen, mir eine bestimmte Sichtweise nahezubringen, nämlich dass alles inhaltlich verankert ist und Design-Entscheidungen begründbar sein müssen.«
    Jürgen Huber, Berlin
  • »Wichtig dabei ist zudem, irgendwann ähnliche Schriften anhand ihrer Unterschiede auseinander halten zu können …«
    Christian Hanke, Berlin
  • »Was typografische Fehler oder Satzfehler betrifft, bin ich auch absolut fehlerintolerant und sehr streng.«
    Indra Kupferschmid, Saarbrücken
  • »Ich versuche, Typografie als wichtigen Bestandteil der Allgemeinbildung zu vermitteln, nicht nur als undurchschaubares Fachwissen für Korinthenkacker.«
    Jan Rutherford
  • [Schlechte Typografie] »drückt auch eine gewisse Missachtung der Texte aus. Seltsam, dass die belanglose oder eben einfach nur ungestaltete Typografie einen immer breiteren Raum einnimmt, obwohl es viele ausgefeilte Werkzeuge gibt …«
    Bettina Müller, Potsdam
  • »Daher halte ich es für grundsätzlich gleichgültig, an welcher Stelle man einsteigt; [in die Typografie] wesentlich sind Neugier und Offenheit – über den Studienabschluss hinaus.«
    Ulrike Stoltz, Braunschweig
  • »Der Computer ist kein Zaubergerät. Deshalb ergibt es mehr Sinn, zunächst Gelassenheit in den Werkstätten zu üben, sich mit dem Material vertraut zu machen, und dann die Idee zu digitalisieren«. Rayan Abdullah, Leipzig.
  • »Typografie ist kein Nebenfach – es ist ein Gebiet, das alle möglichen Arten von Projekten und Aufgaben begleitet. Letztlich ist die Typografie dafür da, den Leser zu bedienen.«
    Dan Reynolds

Nadine Roßa, Andrea Schmidt, Patrick Marc Sommer (Hrsg.):
Typo­versity
240 Seiten
Norman Beckmann Verlag, Hamburg 2011
24,90 Euro

ISBN 978–3–939028–25–3

www.typo­versity.com

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