Luxus Brut
Gefährliches Stolperpflaster für die Abgelenkten, Ideengeber für die anderen. Und die überall in Wien verstreuten Luxus-Tags, die »jeder Wiener kennt«, ergänzen die Idee. Eine Form der Fassadenkalligraphie der »jungen Brut« wird so zum Namensgeber der entworfenen Schrift: Für eine Weile bleibt Roland Hörmanns Idee in der Schublade. Dann entsteht zwischen Schriftlaborworkshops, der Beschäftigung mit OpenType und viel Learning by Doing die Schrift »Luxus Brut«.
»Luxus Brut« ist eine verbundene Skriptschrift, deren Versalglyphen eine zweite Grundlinie für sich beanspruchen. Mit einem Neigungswinkel von 22° schwingen dynamische, kopflastige Versalien in individuellem Rhythmus – eine Formensprache, die eigentlich in den 40er bis 50 Jahren ihren Ursprung hat. In unterschiedlichen Skizzen entwickelte Hörmann mehrere Schlüsselglyphen; die Buchstaben F, H, M und R spiegeln sowohl die lineare Stämme der Type als auch den Fluss einer menschlichen Handschrift. Aus ihnen leitete Hörmann die Gestaltung aller Buchstaben des Alphabets ab; sein wichtigster Lerneffekt für Hörmann während der gesamten Schrift-Entwicklung: Die sparsame Anwendung von OpenType-Features – und viel Manufaktur.
Prominente Anwendungsbeispiele für die Luxus Brut: Mehrere Cover des LOVE-Magazins. Eine Ausgabe der australischen Vogue. Das Parfum »Gorgeous«. Ein Virginia-Woolff-Buchcover für den Penguin Verlag. Und eine nichtpapierene Version – Hörmanns Liebling unter den Anwendungsbeispielen: Eine Leuchtschrift am Wiener Flughafen: Das Café Don schmückt sich mit »Luxus Brut« in Neon. Pink.
Dieser Vortrag kann auf Youtube angesehen werden.
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