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Event

Im Windschatten

Rudolf Paulus Gorbach
5. August 2012
Friedrich Forssman ging in seinem Vortrag auf das für diesen Vortrag ausge­wählte Prinzip für gute Gestaltung von Dieter Rams ein: »Gutes Design ist so wenig Design wie möglich«. Er bewegte sich dann durch Theorien, was für manche Besucher etwas enttäu­schend war, da man mit Forssman einen sehr konkreten und prak­tischen Typo­grafen erwartete.

Forssman wollte keine Bilder mehr zeigen, da allgemein eine bildersatte Situation vorherrsche. So sehr ich geschliffene Wort­vorträge liebe, aber Forssman fühlte sich in seinem freien Vortrag durch die Rams-These gestört; ging jedoch sogleich auf das Jahresthema der tgm ein. Respekt besteht gegenüber dem Inhalt. Wer sich selbst für einen rele­vanten Gestalter hält, hat schon verloren. Ein respekt­volles Verhalten gegenüber dem Inhalt war früher stärker. Aber was heißt schon Inhalt?

Für Gestalter ist die Geschichte des Designs sehr wichtig. Er findet Rams’ Thesen apodiktisch und meint, dass das Dilemma zwischen Respekt und Übermut nicht aufzulösen sei. Für seine Arbeiten findet er den Käufer in der Vorstellung von sich selbst, sozusagen als »Ziel­gruppe«.

Friedrich Forssman

Ganz ohne Anschauung war es dann jedoch nicht. Friedrich Forssman verteilte einige Exemplare eines Heftes über seine riesige Gestal­tungs­arbeit für Arno Schmidts »Zettels’ Traum« und sprach natürlich auch darüber. Für Forssman gibt es den Wider­spruch der Thesen: wenig oder viel Design. Form follows Function sieht er als großes Miss­ver­ständnis. Die Emotionen anzu­sprechen wäre ebenso wichtig. Lucius Burkhardt sagte »Design ist unsichtbar«. Und gutes Design wäre keine Frage der Quantität.

Er bezieht sich auf das Buch »Einfach« (2009 Merve Verlag) und die dort vertretenen Defi­ni­tionen des Einfachen. Buch­ge­stalter haben wenige Parameter der Buch­ge­staltung zu beachten. Wichtig ist, dass man die Aufgabe, die man erhält, reduziert. Eine Komple­xi­täts­re­duktion im Dialog wäre von Vorteil. Es gibt Beispiele, bei denen Tradition gegen Moderne kämpft. Forssman findet das sehr gut für die Situation der Gestaltung, wenn eine Dogmatik entwickelt wurde. Das »Ulmer Denken« ist noch immer stark präsent.

Der Bezug der Schrift und Typo­grafie zur Entste­hungszeit eines Textes ist nicht immer ideal, aber es wird nicht alles schlechter. Wir leben im goldenen Zeitalter der Gestaltung. Es gibt viele Quer­ein­steiger, die naiv nach­machen, am Anfang ihrer Karriere. Es werden aber auch andere wie Walter Pamminger aus Wien genannt, der mit ganz anderen Methoden an die Gestaltung herangeht.

Wir sind oftmals mehr von Zufällen als von unseren Leis­tungen abhängig. Forssman lenkt die Gedanken auf den Philo­sophen Odo Marquart: »Apologie des Zufälligen« (Reclam 1986). Und fragt, was für ein besonderes Wesen ein Gestalter ist. Wir fangen ja nicht bei Null an.

Eine Desi­gntheorie ist schädlich, aber ein syste­ma­tisches Vorgehen beim Gestalten ist uner­lässlich. Eine wissen­schaftliche Ausbildung ist eher selten bei Lehrern in der Gestaltung. Und Inter­dis­zi­pli­narität wäre manchmal so viel, dass die Disziplin keinen Platz mehr findet.

Viele inter­essante und gute Gedanken, leider etwas abschweifend. Und die Frage sei schon erlaubt, ob freie Vorträge das Richtige sind oder ob eine Diszi­pli­nierung zu einem Thema für die Zuhörer noch mehr bringen würde?

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Jochen Rädeker