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Schrift gibt Sprache ein Gewand, ist wort­gewandt, verwandelt Eindrücke in Infor­ma­tionen, formt Wissen und ist »Lebens­mittel«. Ergo: Typo­grafie geht uns alle an.
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Buchbesprechung

Gebrauchsgrafik und Grafik-Design zwischen 1890 und 2018

Rudolf Paulus Gorbach
13. Januar 2019
Ein Mammutwerk, das hier Jens Müller und Julius Wiedemann geschaffen haben. Die Tendenz der Zeit, die mit dieser Disziplin darge­stellt wird, besteht aus 6000 Abbil­dungen und 179 Einzel­bio­grafien über die wich­tigsten Gestalter dieser langen Epoche.

In den beiden sehr groß­for­matigen Bänden (was man bei Taschen ja bereits kennt) spiegelt sich die Geschichte der ange­wandten Gestaltung wieder. Mit dem Anfang um 1890, wo die bildenden Künstler die entschei­denden Rollen spielten über die Verän­de­rungen der Druck- oder Repro­duk­ti­ons­techniken, wo sich Berufs­zweige änderten, neuen Einfluss nahmen, bis zur heutigen digitalen Situation: ein enormes gestal­te­risches oder künst­le­risches Schaffen wird auf inter­na­ti­onaler Basis doku­mentiert. Bekannte Arbeiten findet man ebenso wieder wie vergessene oder bisher völlig unbe­kannte Beispiele. Die Bände sind als histo­rische Abfolge einge­richtet. Nach Infor­mation von Jens Müller »wurde versucht ein möglichst breites Spektrum verschie­den­artiger Arbeiten abzu­bilden: unter­schiedliche Medien, unter­schiedliche Herkunfts­länder, kleine Auftraggeber aus dem kultu­rellen Bereich genauso wie Projekte global agie­render Konzerne. Darüber hinaus ist die Auswahl ganz bewusst eine Mischung aus ikonischen Arbeiten die jeder kennt und aus weniger bekannten Arbeiten, die bislang kaum publiziert worden sind …«

Die Struktur des Buches ist über­sichtlich in Zehn-Jahres­blöcken eingeteilt, die dann aufge­fächert und schließlich auf einzelnen Doppel­seiten der jeweiligen Jahre enden. Dazwischen finden sich Doppel­seiten, die einzelnen der berühm­testen Gestaltern samt einer kurzen Biografie gewidmet sind. Bekannte und bisher weniger bekannte Persön­lich­keiten wechseln sich hierbei ab. Von den abge­bildeten Produktarten domi­nieren Posters, es folgen Maga­zin­covers, Buch­um­schläge und Logos. Es gibt auch Beispiele von Verpa­ckungen. Innen­seiten von Zeit­schriften oder Büchern sind eher selten. Desi­gnge­schichte wird ja noch nicht so lange konsequent betrieben. Deshalb wird es auch spannend sein, wie die neue Klasse der Gestal­tungs­the­o­retiker das Buch annehmen wird.

Die Gestaltung des Buches ist klar und konsequent. Ob die Spal­ten­linien nötig sind wäre zu disku­tieren. Die Bild­le­genden sind deutlich, in dem sie jeweils Jahr, Gestalter, Land und Produktart nennen. Das riesige Buch­format und die wohl nötige Papier­stärke machen die Bücher sehr schwer. Umso erstaun­licher ist es, dass man bei der Bindung einen Kastenband bevorzugt. Eine Rundung des Rückens würde wahr­scheinlich für mehr Stabilität sorgen. Nach meiner ersten Durchsicht Seite für Seite (die inhaltlich ein Vergnügen war) zeigte sich die äußere Form der Bände bereits leicht verschoben. Doch wer mit Gestaltung arbeitet oder sogar selbst gestaltet sollte die beiden Bände besitzen, um jederzeit vergleichen zu können oder sich animieren zu lassen.

Jens Müller
The History of Graphic Design
Julius Wiedemann, Editor
2 Bände, Band 1: 1890 bis 1959, Band 2: 1960 bis 2018
Je Band 480 Seiten, Format 240 × 360 mm
ca. 6000 Abbil­dungen, 179 Einzel­bio­grafien
Taschen Verlag, Köln 2017 und 2018
ISBN 978–3–8365–6307–9 (Band 1)
ISBN 978–3–83567073–4 (Band 2)
je Band 50 Euro

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