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Nähme man den Zeitungen den Fettdruck – um wieviel stil­voller wäre es in der Welt.
Kurt Tucholsky, Typographische Monatsblätter 4/1972

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Buchbesprechung

Fuse-Übersicht

Rudolf Paulus Gorbach
29. März 2012
Kopf­schüttelnd betrachteten viele in den 80er Jahren die wild durch­einander gewür­felten Maga­zin­seiten von »Wiener« und »Tempo«. Nachdem wir uns den Vorbildern etwas genähert hatten, wurde das Zeit­gemäße und Unver­blümte klar.

Eines der Vorbilder war das Magazin »The Face«, gestaltet von Neville Brody, einem für damalige Verhältnisse ziemlich wilden Typo­grafen. Aber der Respekt, den man ihm zollte, war schnell da, Respekt vor seiner Schrift­kenntnis und auch vor seinen kultu­rellen Bezügen.

Dann hat er ab 1990 das Magazin »Fuse« heraus­ge­bracht. Ich fand das Design inter­essant, aber es entsprach nicht dem, was ich als funk­tional empfand. Nun sind 20 Jahre »Fuse« Geschichte. Der Taschen-Verlag hat sie als Buch doku­mentiert.

Beim Durch­blättern fällt auf, wie viele Spaß­schriften diese Arbeiten inspiriert haben. Es gibt tolle und wunderbare Seiten, es gibt sehr inter­essante Schriften, die hier vorge­stellt werden, und Fuse hat sicherlich die typo­gra­fische Szene stark beein­flusst. Das kann man auch an der Präsenz der gerade zu Ende gegangenen Post­moderne sehen.

Manchmal kam beides zusammen. Jon Wozencroft, der damalige Verlags­partner von Brody, schreibt in seinem Nachwort, dass unser Denken heute keinen Deut digitaler ist als vor 20 Jahren, aber er sieht in der Kultur der Pixel und abge­schnittenen Ecken eben ein anderes Konzept als auf dem römischen Marktplatz oder in den Garten­städten der Nach­kriegs­moderne.

»Fuse 1 war im Grund ein Schlag vor den Latz des Universums.« Und Fuse wollte am Puls der Zeit sein. Ja, wenn man vor allem das Surreale betrachtet. Und heute »enden die Fonts völlig abseits ihres Kontextes bei Firmenlogos und in Arzt­praxen«. Ich gebe auch zu, dass mich Fuse heute mehr fasziniert als damals.

Neville Brody, Jon Wozencroft
Fuse 1 – 20
Broschur mit 10 Postern und einer Card für Online-Schriften
416 Seiten
Taschen Verlag, Köln 2012
40 Euro
ISBN 978–3–8365–2501–5

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