Fuse-Übersicht
Eines der Vorbilder war das Magazin »The Face«, gestaltet von Neville Brody, einem für damalige Verhältnisse ziemlich wilden Typografen. Aber der Respekt, den man ihm zollte, war schnell da, Respekt vor seiner Schriftkenntnis und auch vor seinen kulturellen Bezügen.
Dann hat er ab 1990 das Magazin »Fuse« herausgebracht. Ich fand das Design interessant, aber es entsprach nicht dem, was ich als funktional empfand. Nun sind 20 Jahre »Fuse« Geschichte. Der Taschen-Verlag hat sie als Buch dokumentiert.
Beim Durchblättern fällt auf, wie viele Spaßschriften diese Arbeiten inspiriert haben. Es gibt tolle und wunderbare Seiten, es gibt sehr interessante Schriften, die hier vorgestellt werden, und Fuse hat sicherlich die typografische Szene stark beeinflusst. Das kann man auch an der Präsenz der gerade zu Ende gegangenen Postmoderne sehen.
Manchmal kam beides zusammen. Jon Wozencroft, der damalige Verlagspartner von Brody, schreibt in seinem Nachwort, dass unser Denken heute keinen Deut digitaler ist als vor 20 Jahren, aber er sieht in der Kultur der Pixel und abgeschnittenen Ecken eben ein anderes Konzept als auf dem römischen Marktplatz oder in den Gartenstädten der Nachkriegsmoderne.
»Fuse 1 war im Grund ein Schlag vor den Latz des Universums.« Und Fuse wollte am Puls der Zeit sein. Ja, wenn man vor allem das Surreale betrachtet. Und heute »enden die Fonts völlig abseits ihres Kontextes bei Firmenlogos und in Arztpraxen«. Ich gebe auch zu, dass mich Fuse heute mehr fasziniert als damals.
Neville Brody, Jon Wozencroft
Fuse 1 – 20
Broschur mit 10 Postern und einer Card für Online-Schriften
416 Seiten
Taschen Verlag, Köln 2012
40 Euro
ISBN 978–3–8365–2501–5
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