typographische
zitate
Der Glaube an das Zählen und Messen verführt in allen Künsten zu den größten Fehlern.
Paul Renner

Typographische
Gesellschaft
München e. V.

Goethe­straße 28 Rgb.
80336 München

info@tgm-online.de
089.7 14 73 33

Buchbesprechung

Signale der Moderne

Rudolf Paulus Gorbach
17. Juni 2013
Im Prinzip handelt es sich um 30 Beispiele inter­es­santer Signaletik, die knapp und gut illus­triert vorge­stellt werden. Das Besondere sind aber die 11 dazwischen einge­fügten Aufsätze, die etwas vom Stand des Denkens auf diesem Gebiet wiedergeben.

Wo der Überblick schwindet, wächst das Bedürfnis nach Orien­tierung. Identität, Diffe­ren­zierung und Hier­a­rchien seien notwendig, um Infor­ma­tionen weiter zu kate­go­ri­sieren, heißt es im Prolog des Buches. Ohne Metaphern für Lebensstil und sozialen Status scheint es nicht zu gehen. Falk Jaeger beschreibt die Entwicklung von Leit­systemen viel­leicht etwas zu komprimiert, beginnt im 19. Jahr­hundert, nennt Max Burchartz’ Hans-Sachs-Haus in Gelsen­kirchen und verweist dann auf die Olym­pischen Spiele 1972, wobei er besonders die Farbleit­systeme hervorhebt.Wie inte­grierte Signaletik wirkt (oder wie sie inter­na­tional adaptiert wird), kann man am Beispiel des neuen Berliner Flug­hafens sehen (wenn er denn noch eröffnet wird). Und wie kraftvoll und ohne Beschei­denheit Corpora Design wirkt, sieht man an der Allianz-Arena in München, aber auch am Vitra-Haus in Weil.

Zeichen und Raum sollen miteinander verschmelzen. In München sind es die Stachus Passagen, in Israel das Design Museum Holen. Die Ergebnisse haben immer etwas von Systematik und Orien­tie­rungs­systemen. Zum Beispiel das Ordnungsamt der Stadt Frankfurt oder das ETH Sport­zentrum in Zürich. Neben die klas­sischen analogen Mittel treten immer mehr mediale Möglich­keiten: Monitore, LED-Wände sind erst der Anfang. Von einer Ikono­graphie des dritten Jahr­tausends ist im Epilog die Rede, und da dürfen Begriffe wie weltweite Vernetzung, Signaletik als Schnitt­stelle und nach­haltige(!) Lösungen nicht fehlen. Schöne neue Welt – aber mit den hier gezeigten Beispielen tatsächlich oft sehr schön.

Beate Kling, Torsten Krüger:
Signaletik
Orien­tierung im Raum

170 Seiten
Detail – Institut für inter­na­tionale Archi­tektur-Doku­men­tation, München 2013
ISBN 978–3–920034–71–3

Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten

Buchbesprechung

Infor­ma­ti­ons­­vi­su­a­li­sierung

Rudolf Paulus Gorbach

In diesem Handbuch scheint alles zu stehen, was man für die Gestaltung von Infor­ma­tionen braucht. Jedenfalls gibt das Inhalts­ver­zeichnis diesen Eindruck. Ein Buch für drei oder gar mehr gestal­te­rische Bereiche?

Event

UEBER || QUELLEN

Ine Ilg

Der Typotag 2013 konzen­trierte sich auf die facet­ten­reiche Welt der Info­grafik und Daten­vi­su­a­li­sierung. Die Vorträge beleuchteten, wie Experen aus verschiedenen Diszi­plinen komplexe Infor­ma­tionen erfassen, visuell darstellen und dabei sowohl die Ästhetik als auch die Wahr­haf­tigkeit und Relevanz dieser Darstel­lungen hinter­fragen.

Buchbesprechung

Zwischen Weißraum und den Zeichen

Rudolf Paulus Gorbach

Vor dem Umschlag bleiben Typo­grafen gebannt stehen: Welcher Verlag oder welcher Gestalter traut sich das? Oder ist es ein Roman aus der Auge­n­a­rztszene? Ein Roman (keine Sorge, ich werde keine Lite­ra­tur­be­sprechung schreiben), der inhaltlich womöglich etwas mit Typo­grafie zu tun hat?

Event

Paula Scher – ein Ausstel­lungs­besuch

Helga Schörnig

Es ist die erste Ausstellung (23. 6. 2023 bis 22. 9. 2024) in Deut­schland, die Paula Scher gewidmet ist und die sie mit viel Gespür für den Raum einzigartig inszeniert hat. Immer steht die Typo­grafie im Fokus all ihrer Arbeiten, egal ob es sich um ein Logo, Corporate-Identity-Aufträge, Plat­tencover oder die Arbeiten für Orga­ni­sa­tionen wie das New York Public Theatre handelt. Seit 1991 ist sie Partnerin in der New Yorker Nieder­lassung von Pentagram.

Event

Von Marken- und Orts­be­zie­hungen

Martina Kopp

Eigentlich ist er Sozi­al­wis­sen­schaftler und bekennt sich sogar dazu, früher Marxist gewesen zu sein. Mit Design oder Kommu­ni­kation hatte er dagegen ursprünglich gar nichts am Hut. Jürgen Häusler ist vieles, aber eines ganz sicher nicht: lang­weilig.

Jürgen Häusler