Verrückt, dass Kommunikation im Arbeitsleben auch gestandene Kommunikationsdesign-Profis ins Schlingern bringen kann. Wie das? Wenn Menschen miteinander reden, reden sie teilweise ziemlich aneinander vorbei. Das kann eine Zusammenarbeit erschweren, wenn nicht gar torpedieren.
Visualisierungen sprechen zwar ihre eigene Sprache, weiterhin bedarf es jedoch der gesprochenen Sprache. Zu benennen, was und wie ich etwas sehe, ist jedoch nicht einfach. Urteilen ist noch schwieriger. Das geht nicht nur vielen Gestalteris so, sondern meistens auch ihren Auftraggeberis und Dienstleisteris. Es gibt kein Maß, auf dem sie einen gestalterischen Wert ablesen könnten. Das ist unsere Chance. Je mehr und differenzierter man nämlich über das Wahrgenommene spricht, desto wacher der Blick und desto kundiger das Urteil.
Darum legen wir in diesem Workshop Worte auf die Goldwaage. Gegenstand dieser Sprechstunden ist Gestaltung aller Art. Wir nehmen verschiedene Blickwinkel ein, testen, beleuchten Eigenschaften, Wirkung und Kontext. Wir fragen nach Angemessenheit, denken laut und sagen, was überhaupt Sache ist. Es geht um nüchterne Wahrnehmung und um persönliches Empfinden – sowie darum, das tunlichst auseinander zu halten. Wir stellen fest, was von beidem wir zur Sprache bringen können und wägen ab, wie wir das sagen können. Und wem. Sachlich, konkret und respektvoll. Für beide Seiten erweist sich: Reden ist Gold.
Praktische Übungen wechseln mit theoretischen Exkursen und Kurzvorträgen meinerseits. Wir arbeiten in der Gruppe, zu zweit und einzeln an Gegebenem und selbst Mitgebrachtem. Auf unterschiedliche Weise geht es immer wieder darum, zu beschreiben, zu umschreiben, zu schreiben, zu sprechen und zuzuhören. Wir schauen, lesen, fühlen, probieren aus und diskutieren gemeinsam. Spiel und Ernst gehen Hand in Hand.
2 Tage
Ort: München – Ort wird noch bekannt gegeben
260 € tgm-Mitglieder und Kooperationspartner 380 € Nicht-Mitglieder
Max. 12 Teilnehmer:innen
Bitte zusätzlich mitbringen: 1 dicken schwarzen Filzstift, 1 dünnen schwarzen Filzstift, 1 kleinen Becher Joghurt, Instant-Suppe o.ä nach Eurem Geschmack, 1 Regenschirm, 1 Gerät für Tonaufnahmen (ist als Funktion in den meisten Telefonen integriert), Papier für Notizen, Wasser o.ä. und/oder Bonbons, damit Ihr bei dem vielen Reden nicht trocken fallt.
Themen
Ihr bringt zum Workshop mit:
Ein Gestaltungsbeispiel, das Du äußerst gelungen findest und Dein Herz höher schlagen lässt.
Ein Gestaltungsbeispiel, das Du äußerst misslungen findest und Dich richtiggehend ärgert.
Beide Arbeiten von Leuten gestaltet und produziert, die Du nicht persönlich kennst und beide als Objekt. Das kann etwas Einfaches oder Komplexes, Ein- oder Mehrteiliges, wie etwa Kleidung, Spielzeug, Buch, Gerät, Illustration, Lebensmittel, Instrument, Zeichen, Werkzeug, Verpackung, Schmuck, Visitenkarte, App, Website, Hausrat, Foto, Fotoserie …
Ziel
Schärfung der Wahrnehmung und Bereicherung des eigenen verbalen Instrumentariums. Problembewusstsein, Erkenntnisgewinn, Differenziertheit und Urteilsfähigkeit. Mit unserer Hilfe klarer formulierte Aufgabenstellungen oder »Briefings« erhöhen die Wahrscheinlichkeit fruchtbarer Zusammenarbeit und erlauben, das Ergebnis daran zu messen. Training der sprachlichen Fähigkeiten, um überzeugend zu präsentieren und schlüssig zu argumentieren. Brauchbares Feedback geben im eigenen Team und im Außen. Schulung darin, das eigene Schaffen und die persönliche Haltung integer vertreten können.
Zielgruppe
Gestalter:innen, Kommunikationsgestalter:innen, Designer:innen, Webdesigner:innen, Konzeptioner und Mitarbeitende aus Gestaltungsbüros aber auch Interessierte aus anderen Berufsfeldern z.B. Auftraggeber:innen, Design-Entscheider:innen, Einkäufer:innen, Produzent:innen
Level
Keine Vorkenntnisse sind notwenidig
Weitere Hinweise
Das Kernteam der tgm-Fortbildung konzipiert und organisiert bundesweit Fortbildungsangebote für die Kreativbranche. Neben dem Kernteam arbeiten wechselnde Aktivteammitglieder am Angebot mit. Diese Fortbildungsmaßnahme wurde ehrenamtlich von Petra Marth organisiert.
Juli Gudehus
Gestalterin, Autorin, Sammlerin
Ihre Spezialität ist das Besondere. Äpfel und Birnen zu vergleichen ist ihr tägliches Brot. Juli Gudehus gestaltet, berät, begleitet, recherchiert, regt sich auf, regt an, schreibt und sammelt. Sie lernt und lehrt, zählt Erbsen, zagt, fragt, wagt und wundert sich. Sie liebt es, Verbindungen herzustellen zwischen Phänomenen, Menschen und Dingen. Sprache und Alltagskultur sind ergiebige Quellen für ihre experimentelle, poetische und kluge Arbeit. Sie strahlt, wenn davon Funken überspringen und Menschen zum Lächeln bringen. Bekannt wurde Juli durch ihre »Genesis«. Sowohl dieses Werk als auch ihr 3.000seitiges »Lesikon der visuellen Kommunikation« wurden schon verschiedentlich als Designerbibel bezeichnet. Manche Arbeiten, wie ihr Abreißkalender »mindestens haltbar bis« sind so verblüffend einfach, dass man eigentlich selbst hätte drauf kommen können.
Julis Credo lautet: »Es ist eine Kunst, am richtigen Ort falsch zu sein«.
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