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Mit Schrift muss man mehr machen können als nur lesen.
Sascha Lobe, Vortrag vor der tgm am 17.7.2018

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Buchbesprechung

Schönschrift bis Kugelschreiber

Rudolf Paulus Gorbach
25. Februar 2021
Nachdem sich der Begriff »Lettering« von seiner ursprüng­lichen Bedeutung zu einem modischen Trend gewandelt hatte, rückte die persönliche Hand­schrift natürlich immer mehr in den Mittelpunkt des allge­meinen Interesses.
Christine Nelson: Zauber der Schrift
Christine Nelson: Zauber der Schrift

Natürlich gab es schon lange Bücher mit Beispielen von Hand­schriften, oft fach­s­pe­zifisch zusam­men­ge­stellt (Liebes­briefe berühmter Frauen und Männer bei Piper, Hand­schriften bildender Künstler oder Deutsche Gedichte in Hand­schriften bei Insel schon 1935 erschienen). Bei Taschen ist nun ein Buch über eine bedeutende Auto­gra­phen­sammlung erschienen, nämlich die Sammlung von Pedro Corrêa do Lago mit rund 100.000 Exem­plaren, die sich in The Morgan Library & Museum New York befindet und 2018 ausge­stellt wurde.

Erst begeisterte mich die Schönheit der Hand­schriften, wobei auch viele Post­karten und signierte Fotos im Buch vorhanden sind. Aber sehr schnell taucht man in die Offen­barung des Charakters der Hand­schrift ein, was nicht grapho­logisch gemeint ist. Die Geschichten in den Briefen (dank der Über­set­zungen der Brieftexte) werden lebendig, und ich verstehe die Faszi­nation des Sammlers sehr gut. Die Zeit, in der die Briefe geschrieben wurden, wird greifbarer und manche Denkweise oder gar Geheimnisse geben viel­leicht Einblick.

Wie wichtig die Schreib­geräte sind, geht aus dem Beitrag von Declan Kiely (neben Christine Nelson einer der beiden Kuratoren der Ausstellung) hervor. Er erzählt, dass am 29. Oktober 1945 das Kaufhaus Gimpelhaft in New York von der Bereit­schafts­polizei geschützt werden musste. Was war geschehen? Das Kaufhaus bot zum ersten Mal den neu erfundenen Kugel­schreiber zum Verkauf an, und die Menschen strömten in Scharen in das Kaufhaus. Auch der Kugel­schreiber gehörte neben Feder, Bleistift und Füller zu den durchaus gesell­schaft­lichen Schreib­geräten.

Als Vorbild nennt der Sammler Pedro Corrêa do Lago den Schrift­steller und Sammler Stefan Zweig. Die Exponate sind nach Autoren aus Kunst, Geschichte, Literatur, Wissen­schaft, Musik, Philo­sophie, Entdeckung, Eroberung und Unter­haltung geordnet.

Christine Nelson
Zauber der Schrift
Sammlung Pedro Corrêa do Lago
464 Seiten
Leinen
Taschen, Köln 2019
30 Euro
ISBN 978–3–8365–7519–5

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