Nachruf Max Vornehm
Max Vornehm wurde am 25. November 1938 in Egg (Landkreis Deggendorf) geboren, besuchte die Volksschule in Edenstetten und kurzzeitig das Gymnasium im Kloster Metten, bevor er eine Schriftsetzerlehre bei der Druckerei Nothaft in Deggendorf absolvierte.
Nach dem Wehrdienst bei den Gebirgsjägern in Mittenwald begann der Setzergeselle Ende der 1950er-Jahre seine berufliche Wanderschaft, die ihn zu Stationen bei Stürtz in Würzburg, den Harburger Anzeigen und Nachrichten in Hamburg und nach Langnau im Schweizer Emmental führte. Zurückgekehrt nach München arbeitete Max Vornehm beim Münchner Merkur, bevor er sich 1968 als Setzer selbstständig machte, zuerst in einem Hinterhof in Haidhausen, dann im Handwerkerhof an der Mühldorfstraße am Ostbahnhof.
Durch den stetigen Technologiewandel in der Druckbranche hatte Max Vornehm die gesamte Entwicklung des Schriftsatzes miterlebt. Er beherrschte den Handsatz, den Maschinensatz, den Maschinensatz mit TTS-Lochbändern sowie den Fotosatz mit unterschiedlichen Modellen der »Linotronic« von Linotype, bis hin zum Desktop-Publishing samt Filmbelichtung. In Hochzeiten der Firma arbeiteten bis zu 12 Mitarbeiter bei Vornehm!
Mit dem Umzug der Firma im Jahr 2006 in den Gewerbehof Giesing in der Ständler Straße übergab Max Vornehm das Unternehmen an seinen Sohn Wilhelm. 2009 musste er sich aufgrund seiner fortschreitenden Parkinson-Erkrankung allmählich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen.
Dankbar erinnere ich mich an die stets gute, hilfsbereite, ruhige und immer humorvoll-verschmitzte Zusammenarbeit mit Max Vornehm, vor allem während meiner Zeit als Buchhersteller im Prestel Verlag. Ich schätzte sein großes Know-how in Sachen Kerning, Laufweite und »schulterhohe Kapitälchen«. Bei zwei lexikografischen Werken des Verlags, für die Satz und Bildplatzierung aus einer FileMaker-Datenbank nach QuarkXPress generiert wurden, war er ein guter Begleiter im Hintergrund. Und als ich vor wenigen Jahren die Firma für die Vorstufenarbeiten bei dem zu druckenden Kreuzfahrtbericht einer älteren Münchnerin mit ins Boot holte, bleibt mir unvergessen, dass er sich nach längerer Diskussion mit der Auftraggeberin darauf einigte, im Impressum »Korrektorat Max Vornehm, unter Berücksichtigung von Eigenheiten der Autorin« zu vermerken. Danke auch für die schönen Sommerabende im Vornehm’schen Garten!
Möge er uns in guter Erinnerung bleiben! »Gott grüß die Kunst«, lieber Max!
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