Formen, diesmal musikalisch
Nein, ich bin nicht durchgeknallt und bespreche jetzt ein Musikbuch. Ich betone ja immer wieder wie sehr auch Musik die visuelle Gestaltung beeinflusst. Nicht umsonst gibt es viele Begriffe, die aus der Musiktheorie stammen.
Ich bin fasziniert von einem »Lexikon« der musikalischen Form. Vor einigen Jahren erschien bereits das wunderbare »Lexikon der Harmonielehre« vom selben Autor. In beiden Bänden ist Reinhard Amon eine Symbiose von Inhalt und Gestaltung gelungen, die einem hohen didaktischen Anspruch gerecht wird. Die Grafiken sind übersichtlich und auf das Wesentliche reduziert, also ohne Schnickschnack. Auch wer nicht direkt mit klassischer Musik zu tun hat, kann hier viele Anregungen für die Gestaltung finden.
Vielleicht machen einige Stichworte neugierig: Formästhetik, Trinität, Dynamik, Figuration, Formenlehre, Fuge, Musikgrafik, Leitmotiv, Mosaik, Struktur; und da sind wir erst beim M. In einem zweiten Teil finden sich knappe, aber prägnante Essays zu übergreifenden Themen, die auch Bereiche der Kunstwissenschaft und Psychologie umfassen. Einziger Wermutstropfen für Buchliebhaber: Im Gegensatz zum Vorgängerband »Harmonielehre« wurde für dieses Buch ein sehr glattes Papier verwendet. Dadurch glänzt der Druck und die Haptik ist eingeschränkt. Trotzdem möchte ich als Designer (und Musikliebhaber) beide Bücher nicht mehr missen.
Eine ausführliche musikspezifische Besprechung von Helmuth Rohm/BR, dem ich auch diese Buchempfehlung verdanke, finden Sie unter: http://www.br.de/radio/br-klassik/themen/buch-tipps/buch-tipp-reinhard-amon-lexikon100.html
Reinhard Amon:
Lexikon der musikalischen Form
Nachschlagewerk und Fachbuch über Form und Formung der Musik vom Mittelalter bis zur Gegenwart
In Zusammenarbeit mit Gerold Gruber
639 Seiten
191 schwarzweisse und 695 farbige Abbildungen,
sowie 591 Notenbeispielen
49,95 Euro
J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011
ISBN: 978–3–476–02407–7
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