typographische
zitate
Typo­graphie ist eine Dienst­leistung. Die Kunst daran ist vor allem die Kunst, von sich selbst einmal absehen zu können, die Disziplin, sich nicht zwischen Autor und Leser zu drängen.
Kurt Weidemann

Typographische
Gesellschaft
München e. V.

Goethe­straße 28 Rgb.
80336 München

info@tgm-online.de
089.7 14 73 33

Buchbesprechung

Branded Interactions

Rudolf Paulus Gorbach
20. Juni 2013
Die digitale Welt und der Lebensstil der heutigen Konsu­menten führen dazu, so der Autor von Branded Inter­actions, dass Marketing nicht mehr viel mit tradi­ti­o­nellem Marketing zu tun hat. Und so wird auch der »Unbe­darfte« an das Thema heran­geführt.

Natürlich klingen die englischen Begriffe manchmal unpassend und können dazu führen, dass das Marketing ober­flächlich erscheint. Aber im Buch wird alles logisch erklärt, zum Beispiel was ein Briefing enthalten muss (siehe Bild auf Seite 25), es werden mögliche Teams beschrieben, die Projekt­planung und die Technik, wobei voraus­gesetzt wird, dass die Techniker die Systemsicht haben und die Designer die Nutzersicht. Der Arbeits­prozess und sein Workflow stellen enorme Anfor­de­rungen, insbe­sondere wenn das Ergebnis nicht von vorn­herein absehbar ist.

Zunächst: Das Buch macht rein visuell einen didaktisch recht positiven Eindruck, jedoch werden viele Linien und mit Pastell­farben gerahmte Seiten verwendet, die allerdings der im Beschnitt sichtbaren Kapi­tel­un­ter­teilung dienen. Und als Marketing-Skeptiker gehe ich vorsichtig an das Thema heran.

Bevor der eigentliche Hauptteil des Buches beginnt, kann man auf heraustrennbaren und grafisch gestalteten Seiten eine Vorschau des Inhalts sehen. Solche Info­grafiken finden sich auch im gesamten Buch und da sie klar und über­sichtlich aufgebaut sind, helfen sie beim Verständnis des Themas weiter (abgesehen von der Lesbar­keits­be­hin­derung durch die Verwendung von Versalien in den Grafiken – oder soll damit die feierliche Wich­tigkeit betont werden?).

Die fünf Haupt­kapitel heißen dann: Discover, Define, Design, Deliver und Distribute. Da die Vorschauen, Headlines und Hervor­he­bungen klar formuliert sind, hilft das dem Benutzer des Buches sehr. Wobei ich mich schon auch frage, ob hierfür eine digitale Form mit allen Möglich­keiten der Hyperlinks nicht noch effektiver gewesen wäre.

Discover. Damit soll das Unter­nehmen, seine Marke und seine Kunden richtig verstanden werden und Spies sieht das als Entde­ckungsreise. Zahl­reiche Check­listen im Inhalt des gesamten Buches geben praxisnahe Tipps oder Grundlagen für Tabellen, um mit eigenen Arbeiten voran­zu­kommen. Verstehen hat dabei vor allem mit Analysen zu tun, die natürlich auch bewertet werden wollen.

Define. Stra­tegisch richtige Entschei­dungen machen spätere Entschei­dungen in der Desi­gnphase leichter. Alles, was gründlich erar­beitet wurde, begünstigt den Erfolg. Touch­points werden alle Berüh­rungs­punkte genannt, mit denen ein poten­zieller Kunde mit einer Marke in Berührung kommt. Deren Zahl ist durch die digitalen Anwen­dungen erheblich gestiegen. (Tabelle von S. 119) Für die Arbeit bedeutet das sogar, dass das Nutze­rer­lebnis geplant werden muss.

Design. Wie nun das eigentliche Design vorbe­reitet wird und welche wichtigen Zwischen­phasen auch mit dem Kunden zu berück­sichtigen sind, wird in diesem umfang­reichen Kapitel darge­stellt. Das ist zwar nicht neu, aber hier doch viel kompli­zierter, da von großen Unter­nehmen als Kunden ausge­gangen wird. Wie Ideen generiert werden können, geht auf kreative Leitideen hinaus. Schließlich wird das Nutze­rer­lebnis ja hier gestaltet, wozu die Ober­fläche, aber auch die Gestik gehört.

Devier. Damit alles auch in der Wirk­lichkeit ankommt, muss der Prozess und vor allem die gesamte Gestaltung doku­mentiert und umgesetzt werden, sodass damit gear­beitet werden kann und auch Weiter­ent­wick­lungen leichter möglich sind. Während die Umsetzung die richtige Produk­ti­ons­be­gleitung braucht, geht die Weiter­ent­wicklung bereits in den nächsten Bereich mit ein:

Verbreitung. Das Produkt, die Marke oder der Service soll jetzt zum Leben erweckt werden. Dazu müssen das Ganze laufend vermittelt und Mita­r­beiter geschult werden.

In den einzelnen Kapiteln finden sich Gespräche mit Entwicklern als »Große Practice«-Teile aus den Bereichen großer inter­na­ti­onaler Marken. Ich glaube außerdem, dass unab­hängig von der Arbeit mit den welt­mächtigen Konzernen auch kleine Büros viel aus diesen Zusam­men­hängen und Ansprüchen lernen können.

Marco Spies
Branded Inter­actions
Digitale Marke­n­er­lebnisse planen und gestalten
362 Seiten
Verlag Hermann Schmidt, Mainz, 2012
68 Euro
ISBN 978–3–87439–830–5

Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten

Buchbesprechung

Damit Gestaltung gelingt, muss sie gut orga­nisiert sein

Rudolf Paulus Gorbach

Wenn man zu den »Kreativen« gehört, hat man fast immer einen sehr schönen Beruf gefunden und erlernt. Leider fällt es manchen schwer, ihre Krea­tivität zu orga­ni­sieren und zu planen. UmDamit das nicht so bleiben muss, hat Katrin Niesen aus ihrer profes­si­o­nellen Karriere heraus (Verpa­ckungs-Design) eine Anleitung geschrieben, »damit Krea­tivität gewinnt und sich auszahlt«, verkündet sie als Untertitel des Buches.

Event

Vertrauen – ein Megatrend

Boris Kochan

Vertrauen. Darum drehte sich alles beim Vortrag von Florian Haller im Gasteig. Denn Vertrauen ist »eine Währung mit Hoch­kon­junktur«. Oder wie es der Haupt­ge­schäfts­führer von Serviceplan auch beschrieb: »ein Megatrend«.

Florian Haller
Verein

TypoCreo, das tgm-eigene Desi­gntool

Andreas Sebastian Müller

Die Über­ra­schung ist gelungen: Eine tgm-Taskforce, ad hoc gebildet aus den Arbeits­kreisen »Back-to-the-Roots« und »Helden des Marketings« hatte geliefert, pünktlich zu unserer inter­na­ti­onalen Konferenz »Dynamic Font Day« Mitte November. Seitdem staunt die Desi­gn­szene über die ersten TypoCreo-Prototypen.