Gemischter Satz: gemischte Schriften
Der Untertitel »Schriftmischung als Reiz in der Typografie« zeigt die Lust am Thema. Dass dieser Reiz kaum ein Bauchgefühl ist, geht schon aus dem Inhaltsverzeichnis hervor.
Stamm beginnt mit einer historischen Betrachtung: vom Rosetta-Stein aus Ägypten von 196 v. Chr. über Inkunabeln aus dem 15. Jhd. bis zu Schriftmisschungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Um Schriften zu mischen, muss man die Schriften auch verstehen. Deshalb werden im Buch Grundlagen der Schrift und Typografie und deren Grundformen und Maßsysteme vorgestellt und das immer unter dem Aspekt des Mischens von zwei verschiedenen Schriften. Der Charakter von Schrift wird als »Anmutung der Schrift« bezeichnet. In der wissenschaftlichen Forschung spricht man auch von »Anmutungsqualität« oder dem »Atmosphärenwert«. Gleichzeitig stellt Stamm seine eigene »Schriftklassifikation Pro« vor.
Was das Buch besonders ausweist, ist seine hervorragende inhaltliche und typografische Struktur, seine zahlreichen systematischen Tabellen und brauchbaren Tipps. Dabei werden die Kriterien für Schriftmischungen von der eigenen Idee, dem Kontrast zwischen den Schriften und der Ähnlichkeit einzelner Schriftelemente verdeutlicht. »Beim Kombinieren von Schrifttypen bildet der Kontrast die Vitalität und die Analogie (Bogenform und Höhen) die Harmonie«, so Philipp Stamm. Natürlich muss alles eher umfangreich getestet und verglichen werden.
Das Buch selbst ist für seinen Zweck vorbildlich gestaltet und produziert. Es kommt vollständig ohne modischen Firlefanz aus. Meisterlich. Philipp Stamm beweist: Das Schriftmischen ist ein anspruchsvolles Wissen und erfordert ein echtes Können.
Philipp Stamm
Schrifttypen verstehen und kombinieren.
Schriftmischung als Reiz in der Typografie
360 Seiten mit 335 Abbildungen
Format 200 x 205 mm
Ganzpappband
Birkhäuser Verlag, Basel 2021
ISBN 978-3-0356-1113-7
50 Euro