typographische
zitate
Gestaltung, die allen gut gefällt, ist wirkungslos.
Jochen Rädeker, tgm-Vortrag am 14.2.2012

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Buchbesprechung

Gemischter Satz: gemischte Schriften

Rudolf Paulus Gorbach
2. Februar 2021
Das Mischen von Schriften ist schwierig. Die Typo­grafie kommt hier an ihre Grenzen. Hier herrschen – statt Fach­wissen und Können — Lust an Deko­rativen. Ich persönlich gehöre allerdings zu der Gruppe von Typo­grafen, die sehr selten Schriften zusam­men­bringen. Umso inter­es­santer finde ich das vorliegende Buch von Philipp Stamm.
Das Buch »Schrifttypen verstehen kombinieren«
Das Buch »Schrifttypen Verstehen Kombinieren« von Philipp Stamm ist im Brikhäuser Verlag erschienen und setzt sich für die Schriftmischung als Reiz in der Typografie.

Der Untertitel »Schrift­mi­schung als Reiz in der Typo­grafie« zeigt die Lust am Thema. Dass dieser Reiz kaum ein Bauch­gefühl ist, geht schon aus dem Inhalts­ver­zeichnis hervor.

Stamm beginnt mit einer histo­rischen Betrachtung: vom Rosetta-Stein aus Ägypten von 196 v. Chr. über Inku­nabeln aus dem 15. Jhd. bis zu Schrift­mis­schungen aus dem 19. und 20. Jahr­hundert. Um Schriften zu mischen, muss man die Schriften auch verstehen. Deshalb werden im Buch Grundlagen der Schrift und Typo­grafie und deren Grund­formen und Maßsysteme vorge­stellt und das immer unter dem Aspekt des Mischens von zwei verschiedenen Schriften. Der Charakter von Schrift wird als »Anmutung der Schrift« bezeichnet. In der wissen­schaft­lichen Forschung spricht man auch von »Anmu­tungs­qualität« oder dem »Atmo­sphä­renwert«. Gleich­zeitig stellt Stamm seine eigene »Schrift­klas­si­fi­kation Pro« vor.

Was das Buch besonders ausweist, ist seine hervor­ragende inhaltliche und typo­gra­fische Struktur, seine zahl­reichen syste­ma­tischen Tabellen und brauchbaren Tipps. Dabei werden die Kriterien für Schrift­mi­schungen von der eigenen Idee, dem Kontrast zwischen den Schriften und der Ähnlichkeit einzelner Schrift­elemente verdeutlicht. »Beim Kombi­nieren von Schrifttypen bildet der Kontrast die Vitalität und die Analogie (Bogenform und Höhen) die Harmonie«, so Philipp Stamm. Natürlich muss alles eher umfangreich getestet und verglichen werden.

Das Buch selbst ist für seinen Zweck vorbildlich gestaltet und produziert. Es kommt voll­ständig ohne modischen Firlefanz aus. Meis­terlich. Philipp Stamm beweist: Das Schrift­mischen ist ein anspruchs­volles Wissen und erfordert ein echtes Können.

Doppelseite aus der Abschnitt über die historische Betrachtung.
Doppelseite der historischen Varianten der Schriftmischungen.
Zwei Doppelseiten aus dem 360-Seiten-starken Werk von Philipp Stark.Das Buch »Schrifttypen Verstehen Kombinieren« betrachtet detailliert die Schriftgestalt und die Vielfalt an Schriftformen.

Philipp Stamm
Schrifttypen verstehen und kombinieren.
Schriftmischung als Reiz in der Typografie

360 Seiten mit 335 Abbildungen
Format 200 x 205 mm
Ganzpappband
Birkhäuser Verlag, Basel 2021
ISBN 978-3-0356-1113-7
50 Euro