Fotokunst von Barbara Niggl Radloff
Über Jahrzehnte fang Barbara Niggl Radloff für sie typischen Stil insbesondere höchstsensibel Menschen und den Zeitgeist München ein. Ihre Bilder erschienen in verschiedensten Zeitschriften, u.a. in »Twen« und »Scala International«. Und Barbara Niggl Radloff setzte sich mit ihrer Arbeit, ungewöhnlich in dieser Zeit, erfolgreich gegen ihre männlichen Kollegen durch. »Ich war die einzige Frau«, sagte sie rückblickend in einem Interview.
Barbara Niggl Radloff bewarb sich 1955 mit 19 Jahren am Institut für Bildjournalismus am Kurfürstenplatz in München: »(…) Ich interessiere mich sehr für die Photographie, und wenn ich bisher wenig Gelegenheit hatte, mit einer guten Kamera zu photografieren, so beobachte ich doch schon seit einigen Jahren die ganze Umwelt auf ihre Bildwirkung hin. Es ist mein größter Wunsch, für die Pressephotographie tätig zu sein, da ich für alles Aktuelle, Mode u.s.w. sehr aufgeschlossen bin. Ich habe nun die Erlaubnis meiner Mutter erhalten (Anmerkung: der Vater war verstorben), diesen Beruf zu erlernen und möchte mir gerne die nötigen Kenntnisse am Institut für Bildjournalismus anzueignen.« Barbara Niggl Radloff wurde angenommen und bewies bereits während ihrer Ausbildung ihren besonderen fotografischen Blick. Porträtfotografien sind ein wesentlicher Teil ihres Werks geworden …
Der Rundgang durch die Ausstellung startet mit einer Abbildung der Fotografin auf einer großen Fotowand in für sie typischer Pose: beim Fotografieren mit einer Kamera, bei der die Prüfung des Bildausschnitts von oben her über ein Mattscheibenbild erfolgt. Dazu zwei in kurzem Abstand voneinander entstandene Aufnahmen von Hannah Arendt 1958, die die behutsame Annäherung der Fotografin an ihr »Modell« zeigen.
»Vertrauliche Distanz« – so ja der Titel der Ausstellung – lässt sich bei vielen weiteren Porträts weltberühmter Menschen erkennen, die in der Retrospektive zu Barbara Niggl Radloff vertreten sind: Max Horkheimer mit seiner Frau Rose Riekher, Erich Kästner, Carl Zuckmayer, Truman Capote, Günther Grass, Asger Jorn, Otto Dix, Lale Andersen, Heinrich Böll und viele mehr.
Ausstellung »Vertrauliche Distanz«
19. November 2021 bis 20. März 2022
Stadtmuseums München
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München