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Wichtiger als die bedruckte Fläche ist in der Gestaltung die unbe­druckte.
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Event

Fotokunst von Barbara Niggl Radloff

Monika Lokau
6. März 2022
Am 25. Februar 2022 erlebten wir eine beein­dru­ckende Foto­ausstellung samt hoch­ka­rätiger, detail­reicher Führung durch Kurator Maxi­milian Westphal. Medi­en­ge­stalter und Kunst­his­toriker befasste sich schon lange mit der Foto­grafin und sichtete mehr als 2.500 Schwarz-Weiß-Abzüge aus ihrem Nachlass.
Ausstellung Barbara Niggl Radloff
Ausstellung »Vertrauliche Distanz« im Stadtmuseum München. Rechts ist Kurator Maximilian Westphal. Links ist die Fotografin in für sie typischer Pose: bei der Prüfung des Bildausschnitts.

Über Jahr­zehnte fang Barbara Niggl Radloff für sie typischen Stil insbe­sondere höchst­sensibel Menschen und den Zeitgeist München ein. Ihre Bilder erschienen in verschie­densten Zeit­schriften, u.a. in »Twen« und »Scala Inter­na­tional«. Und Barbara Niggl Radloff setzte sich mit ihrer Arbeit, unge­wöhnlich in dieser Zeit, erfolgreich gegen ihre männ­lichen Kollegen durch. »Ich war die einzige Frau«, sagte sie rück­blickend in einem Interview.

Barbara Niggl Radloff bewarb sich 1955 mit 19 Jahren am Institut für Bild­jour­na­lismus am Kurfürs­tenplatz in München: »(…) Ich inter­essiere mich sehr für die Photo­graphie, und wenn ich bisher wenig Gele­genheit hatte, mit einer guten Kamera zu photo­gra­fieren, so beobachte ich doch schon seit einigen Jahren die ganze Umwelt auf ihre Bild­wirkung hin. Es ist mein größter Wunsch, für die Pres­se­pho­to­graphie tätig zu sein, da ich für alles Aktuelle, Mode u.s.w. sehr aufge­schlossen bin. Ich habe nun die Erlaubnis meiner Mutter erhalten (Anmerkung: der Vater war verstorben), diesen Beruf zu erlernen und möchte mir gerne die nötigen Kenntnisse am Institut für Bild­jour­na­lismus anzu­eignen.« Barbara Niggl Radloff wurde ange­nommen und bewies bereits während ihrer Ausbildung ihren besonderen foto­gra­fischen Blick. Porträt­fo­to­grafien sind ein wesent­licher Teil ihres Werks geworden … 

Der Rundgang durch die Ausstellung startet mit einer Abbildung der Foto­grafin auf einer großen Fotowand in für sie typischer Pose: beim Foto­gra­fieren mit einer Kamera, bei der die Prüfung des Bild­aus­schnitts von oben her über ein Matt­schei­benbild erfolgt. Dazu zwei in kurzem Abstand voneinander entstandene Aufnahmen von Hannah Arendt 1958, die die behutsame Annä­herung der Foto­grafin an ihr »Modell« zeigen.

 »Vertrauliche Distanz« – so ja der Titel der Ausstellung – lässt sich bei vielen weiteren Porträts welt­be­rühmter Menschen erkennen, die in der Retro­spektive zu Barbara Niggl Radloff vertreten sind: Max Hork­heimer mit seiner Frau Rose Riekher, Erich Kästner, Carl Zuckmayer, Truman Capote, Günther Grass, Asger Jorn, Otto Dix, Lale Andersen, Heinrich Böll und viele mehr.

Ausstellung »Vertrauliche Distanz«
19. November 2021 bis 20. März 2022
Stadtmuseums München
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München

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